Erwischt!

Südamerika, 2020 / 2021

Als die Pandemie so richtig Fahrt aufnimmt, sind wir an der Südspitze von Südamerika. Einen Tag vor unserer geplanten Abfahrt, verhindern Grenzschließungen ein Weiterkommen. Wir erleben Lockdown und Frustration. Damit sind wir wahrlich nicht alleine. Wir ändern unsere Pläne und schaffen es irgendwie, weiter zu kommen. Das ist ein Privileg. Wir werden warm willkommen geheißen und kühl abgelehnt. Wechselbäder der Gefühle, wie sie sich weltweit millionenfach abspielen. Doch wir haben auch unheimliches Glück. In den folgenden zwei Jahren dürfen wir Südamerika erkunden. Wir besuchen Länder, von denen ich nie gedacht hätte, einen Fuß hineinzusetzen, erfahren Gastfreundschaft, lernen unglaublich nette Menschen kennen, erleben mehr, als in die paar Zeilen einen einzelnen Beitrages passt. Und bei alledem bleiben wir von diesem C*-Virus verschont. Dafür sind wir sehr dankbar!

Tja und dann kommen wir zurück nach Europa. Also jetzt nicht geografisch. Wohl aber politisch. Wir sind in Französisch-Guyana. EU-Land. Und wie fast überall in der EU wurde auch hier beschlossen, dass die Pandemie soweit durch ist. Genau hier erwischt es uns.

Wo und wie genau, wird uns immer ein Rätsel bleiben. Von der Inkubationszeit her muss es in der Woche zwischen Ostern und französischem Wahlsonntag passiert sein. Diese Zeit verbringen wir jedoch fast ausschließlich an Bord der Samai. Lediglich zwei Bäckereibesuche von Sandra und Samuel sorgen für frisches Baguette. Dabei muss es dann wohl passiert sein.

Unser Bäcker in Saint-Laurent-du-Maroni

Sonntag, 24. April 2022

Unser letzter Tag in Saint-Laurent-du-Maroni. Morgen wollen wir weiter. Abends bekommt Samuel Fieber.

Montag, 25. April 2022

Wir liegen mit der Samai am Dinghy-Steg. Nochmal den Wassertank füllen und ein letzter Einkauf. Davide verspätet sich (mit guter Begründung ;-). Wir kommen erst kurz nach 15 Uhr los. Doch das Ziel ist nah. Nur zwei Stunden später fällt der Anker im Dschungel. Maila bekommt Fieber. Die ganze Nacht durch geht es nicht unter 39 Grad.

Vor der Abfahrt

Dienstag, 26. April 2022

Der Skipper zeigt sich solidarisch mit seinen Kindern und fängt an zu hüsteln. Wir holen einen Schnelltests raus. Samuel hält die Nase hin. Gewissheit. Die Flüssigkeit hat den C-Streifen noch gar nicht erreicht, da leuchtet der T-Streifen grell-pink.

Wir stecken in der Zwickmühle. Einerseits ist die Familie krank. Andererseits schließt sich das Wetterfenster für die Weiterfahrt. Wir wollen zu den Îles de Salut. Halbseidender Kompromiss. Neues Ziel wird das daneben gelegene Kourou. Dort liegen wir ruhiger und können uns erholen. Doch der gut 100sm lange Weg bringt eine Nachtfahrt mit sich.

Mittwoch, 27. April 2022

Morgens machen wir uns auf den Weg. Samuel ist langsam auf dem Weg der Besserung. Auch bei Maila sinkt das Fieber schon ein wenig. Dafür bekommt La Skipper Migräne und beim Skipper wird der Kopf allmählich wärmer.

Antillenseeschwalbe

Abends versuche ich etwas zu schlafen, wälze mich aber nur zwei Stunden im Bett. Dann erlöse ich La Skipper und schicke sie mit dem Rest der Familie in die Nachtruhe.

Keine schöne Nacht. Irgendwann wecke ich Maila zum Fiebermessen. 38,6 Grad. Sie trinkt etwas. Bei mir messe auch auch 38,6 Grad. Hilft nichts. Jederzeit können uns Fischer vor den Bug kommen. Ich habe Angst, dass mich der Wecker nicht wach bekommt. An Schlaf ist nicht zu denken.

Donnerstag, 28. April 2022

Noch vor der Dämmerung passieren wir die Îles de Salut und steuern in das Fahrwasser von Kourou. Kräftiger Seitenstrom. Erstaunlich wenig Tiefe. Mit den ersten Sonnenstrahlen erreichen wir den angepeilten Ankerplatz. Der erste Versuch gerät mir zu nahe am Nachbarboot. Beim zweiten Versuch bin ich zufrieden. Genug Abstand. Der Anker hält. Ruhe im Boot. Noch ein kurzes Kartenspiel mit den Kindern, dann falle ich ins Bett. Endlich!

Angekommen in Kourou

Montag, 2. Mai 2022

Nach selbstgewählter Quarantäne an Bord der Samai geht es uns allen so halbwegs wieder gut. Noch ein Hüsteln hier und dort, aber insgesamt ist die Familie wieder auf den Beinen. So, damit haben wir das also auch durch… geimpft, erwischt und genesen.