Café Alfanía

2. September 2021

Irgendwie ist es schon ein kleines Paradies, die Plantage Café Alfanía, deren Kaffeetour uns von allen Seiten wärmstens empfohlen wird. Da lassen wir uns nicht zweimal bitten. Vor dem Tor treffen wir uns mit Carlos, dem (englischsprachigen!) Sohn des Hauses. Er öffnet uns das Tor und gemeinsam beginnen wir einen wirklich schönen Vormittag.

Bei Café Alfanía wird organischer Kaffee von höchster Qualität angebaut. Keine große Plantage im eigentlichen Sinne. Es ist ein dichtes, urwüchsig wirkendes Grün. Genau das ist beabsichtigt. Überall stehen etwas größere Bäume, in deren Schatten die Kaffeepflanzen gedeihen, durch die wir nun streifen. Die Sorten Castillo und Tabi liefern schmackhaften (und teuren) Café Arabica… Robusta sucht man hier vergeblich.

Als Carlos hört, dass Samuel ein begeisterter Vogelbeobachter ist, machen wir noch einen kleinen Umweg. Viele Kolibris und auch Schmetterlinge schwirren um uns herum. Danach geht es etwas den Hang hinunter zu einem anderen Teil der Plantage. Dabei fällt einerseits die intensive Färbung des Bodens ins Auge. Mit manchen Steinen kann man sogar schreiben. Andererseits sind wir offensichtlich immer noch auf ehemaligem Meeresgrund mit vielen fossilen Überresten.

Dabei hören wir die Geschichte des deutschstämmigen Geo von Lengerke. Mitte des 19. Jahrhunderts wanderte er hierher in die kolumbianische Region Santander aus und erkannte das Potenzial des Chinarindenbaums. Das Chinin machte ihn reich und zu einer Art regionalen Feudalherren. Er erschloss das Gebiet mit Straßen und teils heute noch genutzten Brücken. Nebenbei war er ein Frauenhelden mit mehreren hundert(!) Nachkommen. Einen deutlichen Makel bekommt die Geschichte jedoch durch Berichte über die brutale Vertreibung der ansässigen Indios in seinem Einflussgebiet.

Im unteren Teil der Plantage wächst zunächst Obst…

Spaziergang durch den Obstgarten…
Banane
Rizinusöl
Das gute Holz der beschnittenen Kaffeepflanzen wird getrocknet.

Doch den wahren Schatz betreten wir dahinter. Ein 300 Jahre alter Wald, dessen Schutz der eigentliche Ausgangspunkt der heutigen Plantage war. Wir laufen im Schatten der Baumriesen und genießen die Natur.

Auf dem Rückweg begegnen wir dann noch einer Korallenotter. Oder doch nicht? Mit ihrer schwarz-rot-gelben Färbung sind diese Schlangen sehr schön anzusehen. Allerdings sollte man dabei ganz genau auf die Reihenfolge dieser Farben achten. Liegen rot und gelb nebeneinander, ist es eine ausgesprochen giftige Korallenotter. So eine ist uns in Costa Rica über den Weg geschlängelt. Heute zeigen sich rot und gelb durch schwarz getrennt. Damit haben wir eine ungiftige Königsnatter vor uns.

Den Abschluss der Tour bildet eine Kaffee-Verköstigung. Doch es gibt nicht nur das braune Gold zu trinken. Auf dem Tisch stehen schon frische, die besten bisher gegessenen Arepa (Maisfladen), hausgemachte Marmelade und Ziegenkäse bereit. Mit letzterem ist Carlos jedoch nicht glücklich. Spontan lässt er Ersatz heranbringen und dieser von einem guten Freund und Nachbarn hergestellte Ziegenkäse sucht (zumindest in der Geschmackswelt des Skippers ;-) wirklich seines Gleichen. Was für ein Genuss! Dazu noch frische Säfte und natürlich Kaffee. Carlos bereitet die Kostproben auf bisher nicht gesehene Art zu und serviert sie mit sichtlichem Stolz. Und ja, dieser Stolz ist wirklich gerechtfertigt.

Kaffeebohnen müssen trocknen

Wir verbringen ganze fünf Stunden auf dieser Kaffee-Tour. Die Zeit ist so schnell vergangen. Nicht einmal die Kinder haben nennenswert über Langeweile geklagt. Maila hat ihren ersten kleinen Schluck Kaffee getrunken und ebenso spontan wie bestimmt beschlossen, dass das auch für ganz lange Zeit ihr letzter Schluck war. Samuel hat auf dem Rückweg fossilienähnliche Steine gefunden. La Skipper hat ein neues T-Shirt und leckeren Kaffee bekommen. Der Skipper wird noch lange an die Arepa und den Ziegenkäse denken. So ist für jeden etwas dabei auf dieser Tour, die ganz nebenbei eine runde Ergänzung zu unserer Kaffee-Tour im ecuadorianischen Mindo darstellt. Geht es dort um die Verarbeitung, steht hier die Anpflanzung im Vordergrund. Danke, dass wir hier zu Gast sein durften!

Barichara

1. – 4. September 2021

Mit Barichara steht nun gleich der nächste kleine Smaragd kolonialer Architektur auf der Route. Eigentlich sind hier nur zwei Nächte vorgesehen. Doch aufgrund kleiner sprachlicher Probleme bei einer später geplanten Kakao-Tour wird umdisponiert. Spontan bleiben wir drei Nächte bei Katja und Jorge auf ihrer Finca San Pedro. Eine ausgesprochen gute Entscheidung!

Ausblick von der Unterkunft :-)
Tolle Dusche!!!

Das heutige Barichara auf immerhin noch 1.300 Höhenmetern wurde 1705 nach einer Marienerscheinung gegründet. 1978 wird das im Volksmund „pueblo más lindo de Colombia“ (niedlichste Dorf Kolumbiens) in den Stand eines Monumento Nacional erhoben. Die ganze Gemeinde zählt nur knapp 8.000 Einwohner und ist eine kleine, paradiesisch anmutende Blase mit einem ausgeprägten (im Grunde eher unkolumbianischen) Gemeinschaftssinn. Katja erzählt uns, dass man hier problemlos seine Kreditkarte beim Automaten vergessen kann. Über die dörfliche WhatsApp-Gruppe wird wenig später die Nachricht kommen, wo man sie sich wieder abholen kann. Kaum zu glauben, dass es so etwas heutzutage noch gibt.

Natürlich findet sich wieder der obligatorische Platz mit Kirche im Zentrum. Entspannt schlendern wir durch die Straßen. Es gibt gutes Eis und sogar ein Frisör für die Jungs. Alles ganz entspannt.

Kurz!

Eines Abends versucht sich der Skipper im Restaurant El Puntal an einer Spezialität der Region: Camuro (eine ursprünglich aus Afrika stammende Schafrasse) „nach Art von Großvater Victor“ mit traditioneller Pepitoria. Ich habe zwar keine Ahnung was das ist, aber wo und wann wenn nicht hier und jetzt kann ich es aus ersten Hand herausfinden? Der servierte Teller sieht interessant aus. Das Fleisch ist sehr lecker, auch Arepa und Yuka sind schmackhaft. Und dann ist da noch dieser komische Haufen Tradition auf dem Teller. Es schmeckt schon etwas eigenartig. In mir keimt der Verdacht, dass es etwas ist, von dem ich wahrlich kein großer Fan bin. Ich zücke also das Handy und schaue nach. Kolumbianische Pepitoria Santandereana ist ein Mischung aus Ziegeneingeweide (Niere, Leber, Herz, Darm…), einer ordentlichen Portion Ziegenblut sowie Reis, Gemüse und Eiern. Ach hätte ich mich doch lieber erst nach dem Essen informiert. Egal, ich esse natürlich brav auf!

Mjam?!

Ansonsten genießen wir die Gastfreundschaft der malerisch gelegenen Finca San Pedro. Samuel steht allmorgendlich früh auf und geht auf Vogelpirsch, mit Jorge knüpfen wir Armbänder, Katja führt die Kinder über die Farm.

Kurz nach Sonnenaufgang

Darüber hinaus machen wir eine Kaffee-Tour und einen Reitausflug. Doch davon wird noch zu berichten sein. Die Tage verfliegen. Eigentlich würden wir gerne länger bleiben, doch vor uns liegen ja noch ein paar andere Ecken Kolumbiens. So heißt es also allzu schnell wieder Abschied nehmen. Noch einmal vielen Dank an unsere lieben Gastgeber!

Jorge – Samuel – Maila – Katja
Ein letztes Mal durch das Tor der Finca…

Bevor wir unser nächstes Ziel ansteuern, fahren wir jedoch erst einmal etwas in die falsche Richtung. Es geht mal wieder und immer noch um Fossilien. Im Museum bei Villa de Leyva wurde uns zwar gesagt, dass der Verkauf von echten Fossilien in Kolumbien (angeblich) verboten sei. Das kann gut sein, interessiert hier in der Gegend aber niemanden. Und es geht ja auch nicht um paläontologisch wertvolle Stücke, sondern ganz normale Funde, wie sie hier in der Gegend alltäglich sind. Eben solche bieten mehrere kleine Läden am Straßenrand. Natürlich werden die Kinder fündig und die Händler sind in dieser an Touristen immer noch eher armen Zeit glücklich. So wandern nun also doch noch einige (angeblich ;-) echte Ammoniten an Bord… aber pssst… nicht weiter sagen… ;-)

Fotochallenge #33 – Landschaft

Santa Marta, 10. Oktober 2021

Immer sonntags gibt es im Projekt „Wöchentliche Fotochallenge“ von ROYUSCH-UNTERWEGS den Aufruf, zu einem Thema (genau) ein Foto zu verlinken. Aktuell geht es um „Landschaft“.

Eine passender Alternativtitel lautet sicher „Qual der Wahl“. Wir haben in den letzten zwei Jahren so viele unterschiedliche Landschaften sehen dürfen. Und ich wage zu behaupten, dass da auch das ein oder andere schöne Foto bei rausgekommen ist. Die erste Frage lautete also: welche Landschaft wollen wir zeigen?

Natürlich kommt schnell die Antarktis in den Sinn. Aber aus diesem Fundus haben wir uns nun schon einige Male für die Fotochallenge bedient. Da wollen wir doch lieber mal etwas Abwechslung bieten. Aktuell wären Impressionen aus Kolumbien. Alternativ kommen die verschiedenen Landschaftstypen Ecuadors in Frage… Galápagos, Sierra, Nebelwald und natürlich Regenwald. Oder Costa Rica oder Panama… wie gesagt eine landschaftlich schöne Qual der Wahl.

Die Entscheidung fällt schließlich auf ein Motiv, das wahrscheinlich noch seltener fotografiert wird, als die Eiswüsten ganz im Süden. Wir befinden uns in Patagonien, genauer gesagt am westlichen Ende der berühmten Magellanstraße. Fast auf den Tag genau vor 501 Jahren fand der mutmaßlich erste Weltumsegler (tatsächlich starb er ja im April 1521 auf den Philippinen) die östliche Einfahrt zu dieser Passage. Wären wir Ende November 1520 hier gewesen, könnten wir seine Schiffe dort hinten auf dem Weg in den Pazifik segeln sehen.

Wir schreiben dagegen den Juni 2020. Kein anderes Schiff weit und breit. Nur unsere Samai liegt sicher in der Bahía Wodsworth, während die Crew am Ufer herumkraxelt… und den atemberaubenden Ausblick auf eine wunderschöne Landschaft genießt:

Ausführliche Berichte zu diesem imposanten Zwischenstopp finden sich hier, sowie aus Samuels (schmerzhafter) Sicht hier. Dem aufmerksamen Beobachter wird dabei nicht entgehen, dass wir offensichtlich nicht ganz so abwechslungsreis sind, wie vorgegeben. Ausgerechnet in dem allgemeinen Beitrag zur Bahía Wodsworth findet sich schließlich auch unser Foto zu einer anderen, blauen Fotochallenge… :-)

So noch nicht gesehen: Hamburguesa con patacones

Kolumbien, 6. Oktober 2021

Eigentlich klingt das ziemlich gewöhnlich. Hamburger sind ein inzwischen wohl weltweit erhältliches Gericht mit einfachem Konzept: Schneide ein Brot auf und mach was dazwischen. Der Klassiker kommt mit einem Rindfleisch-Patty, etwas Gemüse (Salat, Zwiebel, Tomate) und Soße. Daneben gibt es unzählige Variationen, deren Aufzählung hier den Rahmen sprengen würde.

Auch Patacones sind – zumindest in dieser Gegend der Welt – reichlich gewöhnlich und simpel. Grüne Kochbanane wird zweimal frittiert und zwischendurch zu einem Flatschen gedrückt. Eine beliebte, leckere, weit verbreitete Beilage und hierzulande sogar als Snack in Chips-Tüten erhältlich.

Soweit so normal. Doch dann lese ich in einer Speisekarte unter „Hamburguesa Angus“ folgenden Hinweis: Recomendamos cambiar el pan par patacones. Wie jetzt… es wird empfohlen, das Brot gegen Patacones zu wechseln?! Hmm… das klingt interessant. Selbstredend findet sich von der Samai nur ein Freiwilliger für dieses Experiment. So bekommt der Skipper also eine Kombination serviert, das wir so auch noch nicht gesehen haben.

Zwei gewöhnliche Gerichte in ungewöhnlicher Zusammenstellung

Natürlich haben wir diese Kombination auch noch nicht gegessen. Und die finale Frage ist natürlich, ob es schmeckt. Ich sage mal so… es war eine Erfahrung, aber in den Reigen der Leibspeisen hat es diese spezielle Zusammenstellung dann leider doch nicht geschafft. Konsequent bestellt Maila die normale Variante… und ist sehr zufrieden.

Guten Appetit!

Eine echt besch… Route!

Ende 2021

Im Grunde fahren wir ja eine echt besch… Route. Doch werfen wir erst einmal einen kurzen Blick auf die Karte:

Wir kommen aus Panama (ganz links) und sind aktuell in Kolumbien etwas östlich/rechts von Barranquilla (rotes Kreuz). Nächstes Ziel ist Aruba in der Mitte. Danach geht es weiter zu den zwei östlicheren Inseln der Niederländischen Antillen, Curaçao und Bonaire (letztere nicht genannt). Schließlich folgt der lange Schlag an Venezuela vorbei nach Grenada bzw. Trinidad und Tobago rechts.

(c) Google Maps

Die Karibik ist für stabile bis kräftige Passatwinde, sowie saisonale Hurrikans bekannt. Ok, vor letzteren sind wir hier an der Nordküste von Südamerika sicher. Aber sonst weht es letztlich ganzjährig mehr oder weniger beständig und intensiv von Ost nach West. Was machen wir? Fahren von West nach Ost. Gegen den Wind. Das klingt nach einer echt tollen Idee. Leider haben gewisse Ereignisse außerhalb unserer Einflusssphäre diese Planänderung mehr oder weniger erzwungen. Und jetzt müssen wir halt zusehen, damit klarzukommen.

Bringen wir es auf den Punkt, es gibt letztlich nur zwei Windszenarien:

  • Meist Wind von vorne (stark bis stürmisch)
  • Kurze Phasen ohne Wind (mehr oder weniger)

Ebenso eindeutig ist die Sache mit der Meeresströmung geregelt:

  • In der Karibik strömt es meist von Ost nach West
  • Nur dicht unter der Küste gibt es einen Neerstrom in Gegenrichtung

Wir haben also die Wahl:

  • Bei hoffentlich nicht zu viel Wind gegenan zu kreuzen, was uns neben der immensen Streckenverlängerung in den Bereich des Gegenstroms (und momentan ggf. Hurrikans) bringt.
  • In den kurzen Phasen mit wenig Wind dicht unter der Küste mit Strom zu motorn.

Noch Fragen?

Ich sage mal so… Diesel kostet in Kolumbien etwa 50 Cent pro Liter und der Tank ist randvoll. So werden die nächsten Etappen bis Aruba und auch darüber hinaus also vor allem nur eingeschränkt gesegelt und zu allererst von der Wettervorhersage bestimmt. Insbesondere der Frage, wann es mal nicht ganz so stark weht. Wobei vor der sich erstaunlich lang hinziehenden Küste von Venezuela noch zu berücksichtigen ist, dass man dort als Segler tunlichst einen gehörigen(!) Sicherheitsabstand halten sollte.

Wie eingangs schon erwähnt eine echt besch… Route!

P.S. Wenigstens haben wir für die geplante Überfahrt nach Aruba nächste Woche (ab 10./11. Oktober) die wohl denkbar beste Vorhersage… drückt die Daumen, dass es dabei bleibt!