Nach einem intensiven Tag in Medellín zieht es uns heute in die Umgebung. Zwei auch bei Kolumbianern sehr beliebte Ausflugsziele locken uns an die Ufer des Guatapé-Stausees.
Piedra de Peñol
Das erste Ziel ist der Fels von Guatapé. Mitten in der zwar hügeligen, an herausragenden Landmarken jedoch eher armen Landschaft ragt unvermittelt ein wie von einem Titan dort fallengelassener Stein in die Höhe. 220m erhebt sich der Granit über seinen Fuß, insgesamt bis auf 2.137m über Normalnull.
Ein Fels in der Landschaft!
Die Felsspalten sind sicher ein Leckerbissen für Kletterer. Das wäre aus touristischer Sicht allerdings suboptimal. Folgerichtig hat man in eine davon eine Treppe gebaut. Ach was, es sind derer gleich zwei. Eine führt hinauf, die andere wieder herunter. Mithin kann nun auch der ungeübte Alpinist vielleicht nicht mühelos, aber doch mit absehbaren Aufwand die 659 Stufen bis zum Gipfel erklimmen. Machen wir natürlich auch.
Zwischenstation…
Wie so oft auf einer Berg- bzw. auch Felsenspitze entschädigt der Ausblick für alle Mühen. Das verästelte Ufer des großen Stausees reicht fast bis zum Horizont. Dazwischen wogen grüne Hügel und baumbestandene Inseln. Schnell ist klar, warum die Gegend so ein beliebtes Ausflugsziel ist.
Endlich ganz oben…
Guatapé
Wer hoch geht muss auch wieder runter…Stolze Bezwinger des Piedra de Peñol :-)
Guatapé
Danach geht es in das benachbarte Guatapé. Das historische Zentrum des vor 220 Jahren von den Spaniern gegründeten Ortes ist in dieser Gegend bekannt und beliebt. Kopfsteinplasterstraßen führen zwischen bunt angemalten Häusern, deren Sockel (Zócalos) oft mit Reliefkunst gestaltet, zumindest aber schön bemalt sind.
In einer besonders herausgeputzten Gasse stellt sich dann die übertragene Frage nach der Henne und dem Ei. Wieder einmal gehen wir im Schatten über uns aufgehängter Regenschirme. Cartagena rühmt sich dessen in Getsemaní, auch in anderen Orten unserer kleinen Rundreise haben wir sowas schon in kleinem Maßstab gesehen und nun also hier in Guatapé. Es wird sich wohl nie abschließend klären lassen, wer die Idee zuerst hatte und ob das überhaupt ein Kolumbianer war.
Nach kurzem Weg öffnet sich der von fast schon absurd bunten Häusern umgebene Plazoleta de Los Zócalos. Hier sind die namensgebenden Zócalos besonders liebevoll ausgeführt. Und sich auf der ebenfalls fast schon blendenden Treppe fotografieren zu lassen, ist erste Touristenpflicht. Dem kommen wir brav nach. Und als Entschädigung gönnt sich die Familie ein leckeres Eis.
Natürlich gibt es auch in Guatapé einen zentralen Dorfplatz und natürlich steht da eine schmucke Kirche, die Parroquia Nuestra Señora del Carmen. Treue Leser kennen sie schon aus den kolumbianischen Kreuzwegen…
Nach dem Dorfrundgang und dem obligatorischen Besuch von Andenkenläden, wobei Maila ihre immer noch heißgeliebte Tasche findet, schlendern wir noch etwas am Ufer entlang. Ein kleines Klettergerüst weckt Jugenderinnerungen des Skippers. Arbeitslose Touristenboote reihen sich aneinander. Mehrmals werden wir auf Seerundfahrten angesprochen, aber als Segler hat das dann doch nur einen geringen Reiz. Bald machen wir uns auf den Rückweg nach Medellín.
Der Andenkenhandel ist vorbereitet!Meine tolle neue Tasche!!! :-)
kindlich!
kindisch?
Medellín
Den Abend lassen wir auf Empfehlung und Einladung(!) unserer Reiseorganisatorin von KonTour-Travel im besten Dönerladen der Stadt, wenn nicht des Landes ausklingen. So sitzen wir im deutsch-türkisch geführten Turab Kebab und genießen unseren ersten (dazu wirklich guten) Döner seit Berlin, während im Hintergrund unüberhörbar das kolumbianische Länderspiel in der südamerikanischen WM-Qualifikation läuft. Wir fühlen uns wohl in diesem Land!
Gegensätze. Die Stadt des ewigen Frühlings. Die gefährlichste Stadt der Welt. Ersteres wird Medellín mit seinem sonnig-warmen Klima auf absehbare Zeit bleiben. Letzteres ist inzwischen Geschichte. Zu Beginn der 90‘er Jahre wurden über 6.000 Tötungsdelikte verzeichnet. Pro Jahr! Das letzte Jahrzehnt des letzten Jahrhunderts steht mit insgesamt über 45.000 in den Büchern. Nach der Vertreibung paramilitärischer Milizen Anfang der 2000‘er Jahre sank die Zahl und pendelt sich nach einigen Schwankungen bei inzwischen ca. 600 Fällen pro Jahr ein. Auf gut 2,5 Mio. Einwohner. Das ist immer noch recht ordentlich, im internationalen, gerade amerikanischen Vergleich aber durchaus vorzeigbar niedrig. Zum Vergleich schwankt Deutschland so um die 3.000 Tötungsdelikte pro Jahr. Wohlgemerkt insgesamt. Einigen wir uns mal darauf, dass ein touristischer Besuch in Medellín nicht mehr mit unmittelbarer Lebensgefahr verbunden ist. Nicht einmal in der berüchtigten Comuna 13. Ehemaliges Kriegsgebiet! Doch dazu später mehr.
Die Stadt des ewigen Frühlings
Schon bei der Anfahrt zeigt sich die zweitgrößte Stadt Kolumbiens von seiner beeindruckenden Seite. Im Tal ragen die Hochhäuser des Zentrums empor, an den umliegenden Hängen ziehen sich die äußeren Bezirke = Comunas hinauf. Unser Hotel befindet sich in El Pobaldo, der südöstlichen Comuna 14. Ein vergleichsweise ruhiger und vor allem überdurchschnittlich sicherer touristischer Hotspot der Stadt. Davon wollen wir uns gleich am ersten Abend auf einem kleinen Spaziergang überzeugen…
Am nächsten Tag holt uns Guide Andres auf einen Stadtrundgang ab. Einmal quer durch das Viertel marschiert, erreichen wir endlich die nächste Station der Metro de Medellín. Die einzige Hochbahn Kolumbiens. Herzstück sind die zwei Linien A und B mit insgesamt knapp 30 Haltestellen. Made in Germany! Siemens war federführend.
Umringt werden die Schienen der Metro von einer Tramnvía (Straßenbahn) sowie sechs Cable-Linien. Ja, hier ist die Seilbahn seit gut 12 Jahren ein öffentliches Nahverkehrsmittel. Unser Ziel ist die Linea J am westlichen Stadtrand. Kaum eingestiegen schweben wir leise über San Javier… Comuna 13. Wenig erstaunlich ist das hier nicht die beste Gegend der Stadt. Die meist flachen Häuser ziehen sich den Hügel hinauf und auf der anderen Seite wieder hinab. Meist aus roh belassenen Ziegeln, manchmal auch nur Brettern, fast ausschließlich von Wellblechdächer bedeckt erstreckt sich ein sehr improvisiert erscheinendes Viertel unter uns. Wir sehen einige Straßen, meist sind es jedoch Fußwege und vor allem Treppen, die der Fortbewegung im Viertel dienen. Fast schon außerirdisch wirken da die modernen Stationen der Seilbahn, die wir nur für einen Rundfahrt nutzen. Drei Stationen nach Norden, bei der Kehrtwende einfach sitzen geblieben und wieder zurück.
An der südlichen Endstation San Javier steigen wir dann erst einmal in einen Bus mit dem Ziel des herausgeputzten Touristenzentrums der Comuna 13. Noch vor 6-7 Jahren wäre unser Spaziergang dort lebensgefährlich gewesen. Kriminelle „Combos“ kämpften in diesem für den Drogentransport strategisch günstigen Viertel um die Vorherrschaft. Schießereien und Tote waren an der Tagesordnung.
Das ist nicht der nette Onkel Pablo von nebenan!
Vor etwa 30-40 Jahren begannen die Häuser der Comuna 13 am Berg hochzuwachsen. Natürlich illegal. Und ebenso natürlich hatte ein Mann seine Finger im Spiel, dessen Name in einem Bericht über Medellín nicht unerwähnt bleiben kann: Pablo Escobar. Letztlich der Erfinder des industrialisierten Drogenhandels, was ihn zu einem der reichsten Menschen der Erde macht. Einer der skrupellosesten und brutalsten war er ohnehin schon. Doch den Ärmsten half er, finanzierte Krankenhäuser, Sozialwohnungen und Schulen. Das brachte ihm nicht nur in diesem Viertel einen durchaus guten Ruf und ganz nebenbei auch noch Schutz. Niemand hier hätte ihn jemals verraten!
Nach Escobars Tod im Jahre 1993 nahm die Gewalt nicht ab. Unser Guide Andres zeigt uns die Müllhalde „La Escombrera“ am Hang gegenüber. Ein Massengrab. Wer hier in der Gegend getötet wurde, dessen Überreste endeten meist dort. Zu Hunderten. Die offizielle Mordrate lag jahrelang bei knapp 400 je 100.000 Einwohner. Es war wirklich ein Kriegsgebiet, in das kein Fremder freiwillig seinen Fuß setzte.
Die Wende begann am 16./17. Oktober 2002 mit der vom frisch gewählten Präsidenten Álvaro Uribe Vélez angeordneten Operación Orion, einer großangelegten Intervention der nationalen Armee zur Rückeroberung des Viertels. Zwei grausame Tage mit Verschleppungen, Folter und sonstigen Gräueltaten seitens des Militär und der paramilitärischen Guerillas markierten erst den Anfang eines langjährigen Prozesses.
Nach einem knappen Jahrzehnt des „kalten Krieges“ im Viertel begannen 2011 auf Initiative des Bürgermeisters Aufklärungs- und Baumaßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität. Während es im Hintergrund immer noch Schießereien gab, bauten fast 300 vorwiegend lokale Arbeiter Gehwege, Wasserleitungen, Abwassersystem, Stromnetze, Grünflächen, Abgrenzungsmauern und Rolltreppen! Letztere stehen heute im Mittelpunkt der touristischen Graffiti-Tour durch das Viertel. Gesäumt von Andenkenläden sowie bunten Bildern und beeindruckt von einer andererseits wiederum beklemmenden Aussicht, flanieren die vorwiegend ausländischen Gäste den extra für die geschaffenen Weg entlang. So empfinden wir trügerische Sicherheit, denn abseits dieses Gebiets rund um die Rolltreppen oder gar nachts sollte sich immer noch kein Fremder oder gar Ausländer hier herumtreiben.
Hier beginnt die TouristenzoneUnser Guide Andres bei einem leckeren Eis
Alltäglicher Kontrollgang
Ein traditioneller „Blumenstuhl“ namens Silleta
Hinauf mit der RolltreppeDie Polizei wacht auch hier oben…
Schön zu erkennen ist der Touri-Pfad in der Mitte…Mittig die berüchtigte Müllkippe „La Escombrera“Da zieht Regen auf :-(
Plötzlich beginnt es zu regnen. So richtig zu schütten. Sechs Personen, ein Freund des Guides begleitet uns um deutsch zu üben, und fünfmal Regenschutz. Der Skipper rennt im Hemd durch den himmlischen Wasserfall. Wir erreichen ein kleines, volles Café. Doch nur ein paar Worte später rutschen Menschen und Stühle umher, bis ein Tisch für uns frei ist. Auch das ist Kolumbien.
Sehr leckerer Kakao…… in einem sehr stylischen Künstler-Café…… dessen Besitzer stolz seinen berühmtesten Kunden präsentiert.Das Café leert sich, als der Regen aufhört.
Zum Abschluss noch ein kurzer Galeriebesuch
Zum Abschluss des Stadtrundgangs durch Medellín wollen wir noch in das Stadtzentrum La Candelaria. Auch wenn unsere Zeit eigentlich schon um ist, erklärt sich Andres bereit, uns zu begleiten. Er wolle uns dort nicht alleine hingehen lassen. Schnell wissen wir warum. Die Gegend ist fast schon ein Hexenkessel. Die Straßen sind voll und laut, fliegende Händler, Menschengruppen jeder Art, oft mit prüfendem Blick in unsere Richtung. Eine fremde Hand streicht um meine Hüfte, anscheinend auf der vergeblichen Suche nach einem Portemonnaie?! Höhepunkt ist der Plaza Botero. Hier stehen einige Skulpturen des und schon aus Bogotá wohl bekannten Künstlers, daneben bieten sich Transvestiten an. während die Touristenpolizei auch irgendwie Präsenz heuchelt. Andres erklärt uns, dass die Gegend fest in der Hand illegaler Flüchtlinge aus Venezuela ist. Die Situation im Nachbarland hat sich in letzter Zeit ins Katastrophale entwickelt. Eine Armutsrate von über 90% treibt die Menschen über die Grenze und verteilt sie in halb Südamerika. Da sind die mutmaßlich reichen Städte des großen Nachbars Kolumbien besonders betroffen, nicht zuletzt Medellín.
Im ZentrumBei der Iglesia de la Veracruz hatte ich plötzlich eine fremde Hand an der Hüfte… Auf dem Plaza Botero…… kein Foto kann die bedrückende Stimmung vermitteln!Der Herr (sic!) an der Ecke bietet sich feil…
Trotzdem lassen wir uns einen Besuch des Museo de Antioquia nicht entgehen. Von präkolmbianischen Ausstellungsstücken bis hin zur Moderne wird hier ein breites Spektrum kolumbianischer Kunst präsentiert. Natürlich auch von einem der berühmtesten Kinder der Stadt: Fernando Botero.
Plaza Botero und Palacio de la Cultura Rafael Uribe (nicht zu verwechseln mit dem Präsidenten Uribe!)
Nach dem Museumsbesuch verzichten wir auf die angedachte Besichtigung der Kathedrale und flüchten uns in ein Taxi. Das war jetzt wirklich genug Medellín für einen Tag. Was für ein aufregender, beeindruckender, bedrückender und in jedem Fall in Erinnerung bleibender Tag in Medellín, nicht nur der Stadt des ewigen Frühlings…
Klingt leichter, als es für uns dann letztlich ist. Herbstliche Farbenpracht fällt gleich aus doppeltem Grund weg. Einerseits zeigt Roland das schon in seiner schönen Vorlage. Andererseits sind wir seit Monaten in einer Region unterwegs, die nur zwei verschiedene Jahreszeiten kennt: Regenzeit und Trockenzeit.
Samuel schlägt natürlich umgehend einen bunten Vogel vor, zückt sein Handy und präsentiert den Schnappschuss eines Fischertukans in Costa Rica, der gerade aus seinem Baumhöhlennest schaut. Ja, das ist wirklich ein wunderschöner, bunter Schnabel. Auch wenn wir kürzlich (Thema: Drei) schon einen Vogel gezeigt haben, kommt das Bild in die engere Auswahl.
Der Skipper denkt an eine Kollage der bunten Bootsflaggen aller Länder und Regionen, die wir auf unserer kleinen Reise schon besucht haben. So bunt wie die Flaggen sind, ist auch die Welt selbst. Das wäre zugegebener Maßen dann aber nur eine kleine Auswahl unserer Flaggenbestände. Aus aktuellem Anlass durchgezählt kommen wir tatsächlich auf etwa 80 verschiedene Bootsflaggen an Bord. Natürlich finden sich da nicht nur Länder, sondern auch regionale Flaggen wie z.B. Patagonien. Ja, ich gebe zu einen kleinen Sammeltick zu haben. Aber wir wollten ja eigentlich auch mal um die Welt segeln und haben in deutscher Gründlichkeit schon mal alle geplanten Ziele vorbereitet. Nun gut, vielleicht können wir sie ja später einmal gebrauchen?!
Die Mädels sind sich darin einig, dass es vor allem bunt sein soll. Schon klar ;-)
Letztlich stellt unser Motiv nun doch eine gewisse Wiederholung dar. Vor einiger Zeit (Thema: offen) zeigten wir ein Graffiti aus Kolumbiens zentraler Hauptstadt Bogotá. Heute sind wir im Norden des Landes: Cartagena, die sogenannte „Perle der Karibik“. Ein Grund für diesen Ruf ist sicher das neben der Altstadt gelegene Barrio Getsemaní. Überall bunte Graffiti, kleine Kunsthändler, auch mal sonnenschützende Regenschirme über der Gasse und vor allem eine sehr entspannte Atmosphäre. Im Zentrum befindet sich der Plaza de la Trinidad. Und genau hier steht auch ein besonders farbenprächtiges Haus, von dem wir hier ein buntes Detail zeigen.
P.S. Der ausführliche Bericht über unsere Spaziergang in der Altstadt von Cartagena findet sich hier. Am Ende ist auch ein Bild des ganzen bunten Hauses zu sehen ;-)
Wir sind im Rio Cláro Naturreservat. Dort kann man noch mehr machen außer einer Höhlentour, zum Beispiel Rafting. Ja, ich muss wohl zugeben, keiner von uns hat auch nur ein einziges mal Rafting gemacht. Doch an der Tafel stand etwas von „mittel“ (natürlich alles auf Spanisch) und auf den Bildern sieht es ruhig aus. Samuel und Papa haben einfach die Sachen von der Höhlentour angelassen, die sowie noch nass sind. Das Rafting startet kurz nach Ende der Höhlentour. Für mich und Mama steht allerdings die Frage offen, was wir denn anziehen. Wir vermuten, dass es nass wird. Sollen wir deswegen einfach nur die Badesachen anziehen? Oder sollten wir die normalen Klamotten anziehen? Schließlich haben wir uns für einen Kompromiss entschieden. Vom Führer der mit uns Rafting macht, bekommen wir noch Helme und Rettungswesten. Dann geht es los.
Erst noch einen Vogel beobachten!
Wir fahren mit einem Gummiboot, deswegen hat Mama es überhaupt erlaubt. Es geht los. Vorne im Gummiboot sitzen Papa und ein anderer Mann, der auch mitkommt. Die Jungs kennen ihn aus der Höhle. Dahinter Samuel und eine Frau. Fast ganz hinten sitzen ich und Mama. Unten im Gummiboot gibt es Löcher damit sich das Wasser ausgleicht. Als alle drin sitzen geht es los. Adelanteheißt nach vorne paddeln, denn jeder von uns hat ein Paddle. Als erstes müssen wir komischerweise gegen die Strömung und zwar seitlich. Das wundert mich schon. Dann trifft uns eine Welle und zack neigt sich das Boot gefährlich zur Seite und wir alle sind nass, aber plötzlich sitzt der Mann neben Papa nicht mehr neben ihm sondern ist im Wasser. Die vorne sitzenden hieven ihn wieder ins Boot. Oh nein, wenn das so weiter geht wird das Rafting nicht sehr schön.
Zum Glück ist es erst mal ruhig und wir treiben so dahin. Doch natürlich gibt es auch Stromschnellen und gerade fahren wir genau auf eine zu. Es ist ziemlich wellig und es schaukelt, sonst ist zum Glück nichts passiert. Doch schon kommt die nächste Stromschnelle in Sicht und die ist schon wilder, am Rand ist es besonders wild doch der Führer hält uns gerade so von der welligen Seite ab und dann ist auch diese Stromschnelle überwunden. Danach treiben wir noch eine Weile bis er uns vorschlägt auch mal ins Wasser zu gehen. Das Wasser ist wegen dem starken Regen immer noch ganz braun und man sieht gar nichts. Todesmutig trauen sich Samuel und die Frau ins Wasser und dann noch Mama. Wenn fast alle drin sind, muss ich wohl auch. Es ist ehrlich gesagt wirklich erfrischend.
Unter Wasser sehe ich meine Hand kaum, die kurz unter der Wasser Oberfläche ist. Wir müssen nicht schwimmen, denn die Strömung treibt uns weiter. Als ich ins Boot zurück will ist das schwieriger als gedacht. Mit vereinten Kräften schaffe ich es mit Papas Hilfe wieder ins Boot. Ich hatte nicht erwartet, dass man bei Rafting auch ins Wasser geht. Als alle auf ihrer Position sind, kommt schon die nächste Stromschnelle, wie ich einschätzten kann, die nicht sehr schlimm ist. Am Ende der Stromschnelle ragt in der Mitte des Flusses ein Felsen aus dem Wasser. Da kann man einfach dran vorbei fahren. Mitten in der Stromschnelle sagt der Führer plötzlich: Adelante! Adelante! Das heißt schneller geradeaus. Ich paddle doch, warum sollten wir noch mehr paddeln? Einen Moment später erfahre ich es, denn kurz nach dem Felsen macht er eine scharfe Wendung und alle kippen. Fast wäre ich herausgefallen, doch zum Glück nicht. Das hat der doch mit Absicht gemacht!
Ein weiteres tolles Erlebnis ist, als wir plötzlich bei einem hohen Felsen gestoppt haben und die andere Frau dort plötzlich hinaufklettert. Samuel hinterher. Kurz danach traut sich Samuel, dort herunterzuspringen. Er muss sich auch überwinden und meint hinterher, dass es von oben höher aussieht, als es wirklich ist. Und will gleich noch einmal. Mittlerweile ist die andere Frau mit viel Überwindung auch gesprungen.
Weiter geht es. Komischerweise hat unser Guide uns ein Kommando erklärt, bei dem wir alle in die Mitte des Bootes müssen. Da habe ich schon eine böse Vorahnung gehabt. Bei der nächsten Stromschnelle ist es besonders wild. Und da weiß ich, dass wir da wahrscheinlich in die Mitte sollen. Schon bevor er es sagt, habe ich mich in die Mitte gebeugt. Als er es dann in echt sagt, sind auch alle anderen hinterher. Es ist ein wilder Ritt gewesen und ich bin sehr froh darüber, im Zentrum zu sein.
Schließlich sind wir an einen wunderschönen Felsüberhang gekommen, wo es viele schöne Tropfsteine gibt. Dort sind wir kurz angelandet und haben ein paar Fotos gemacht. Man konnte auch etwas in dem Fluss waten und sich dann auf einen Felsen stellen.
Nach diesem Highlight dürfen wir noch einmal ins Wasser. Diesmal ist auch Papa mit reingekommen. Wir haben uns mit dem Fluss treiben lassen und es ist sehr entspannend. Ich konnte zwischenzeitlich stehen, aber die Strömung hat mich gleich wieder mitgerissen. Dann ist eine kleine Stromschnelle in Sicht gekommen und ich will wieder ins Boot, aber der Führer meint, wir können dort einfach durchtreiben. Ich bin sehr erstaunt und bleibe im Wasser. Trotzdem suche ich vorsichtshalber Papas Nähe. Alle haben sich in die richtige Position gebracht, so dass die Beine nach vorne zeigen und der Kopf nicht gegen die Steine prallt. Dann geht es also durch. Ich war sehr aufgeregt und zum Glück ist es keine schlimme Stromschnelle gewesen und deswegen haben wir es alle unbeschadet überstanden. Dann aber wieder ab ins Boot. Die letzten Stromschnellen haben mir sogar Spaß gemacht. Es war eine gute Idee Rafting zu machen. Es ist ein aufregendes und sehr lustiges Erlebnis gewesen.
In Klamotten badet man nicht! Das sagt nun bestimmt der eine oder andere und das stimmt, das tut man nicht. Aber in diesem Fall ist es nötig. Wir, Papa und ich, wollen eine Höhlentour machen. Wir bezahlen die erforderliche Summe und bekommen ein Armband aus Papier. Zwei Pärchen kommen auch noch dazu. Da es in der Höhle dunkel ist und wir keine Lampen mithaben, kaufen wir uns vor Ort „formschöne“ orange-farbige Kopflampen. Sie sehen aus wie echte Höhlenlampen. Dazu noch Rettungswesten und einen Sturzhelm. Fertig. Aber natürlich geht es nicht ohne, selbstverständlich auf Spanisch, gehaltene Einweisung. Wird schon werden.
Wir sind bereit!
In der Höhle gibt es eine spezielle Vogelart, die wie ich später herausfand „Fettschwalm“ heißt. Sie sind nachtaktiv und sehen ähnlich aus wie ein Skua aus der Antarktis. Auch die Größe passt ungefähr. Der Fettschwalm (Steatornis caripensis), den es nur in Südamerika gibt, ist zwar ein wenig größer, aber das sieht man in der Höhle kaum.
Aber weiter. Wir gehen los. Nach 10 Minuten Fußmarsch erreichen wir unsere Unterkünfte. Und lassen sie links liegen. Wir laufen weiter. Fünf Minuten später sehen wir riesige Stalaktiten und Stalagmiten, die unter einem Bergüberhang von oben bzw. von unten wachsen. Einer der beiden Führer nimmt uns beiseite und erklärt uns in langsamem Spanisch die Entstehung von ihnen. Auch langsam verstehe ich Spanisch nicht… ;-) Plötzlich entdecke ich einen Stein, der aussieht wie ein Totenkopf. Cool.
Wir erreichen die zweite Badestelle am Fluss nach weiteren fünf Minuten, aber zum Baden bleibt keine Zeit. Die Höhle wartet. Wir biegen vom Weg ab und laufen über eine Brücke, die über den schnell fließenden Fluss verläuft, in dem wir gestern an der ersten Badestelle gebadet haben. Die Brücke ist mehr schlecht als recht und wird nur von zwei Stahlseilen gehalten, die die drei dünnen Eisenstangen stabilisieren, auf denen sich ein Maschendrahtgitter befindet. Auf letzterem laufen wir. Es ist wohl überflüssig zu erwähnen, dass die Brücke schaukelig ist und ich einmal an einer Eisenstange hängengeblieben bin. Die Haltegriffe an den Seiten sind übrigens noch weniger vertrauenswürdig als die Brücke selbst.
Aber weiter geht es. Es geht durch den Regenwald hoch, runter, hoch noch höher und wieder runter. Aktuell sieht das hier nach einer Wanderung aus, und von der Höhle fehlt jede Spur.
Die Temperaturen, die im Regenwald herrschen sind ja bereits bekannt. Aber trotzdem läuft allen Anwesenden der Schweiß hinunter. Plötzlich rutscht Papa aus und flucht. Als ich mich umdrehte, liegt er auf dem Boden. Sein linkes Bein ist abgerutscht und aufgeschrammt. Zum Glück ist er nicht den Abgrund hinunter gefallen. Nach einer kurzen Schrecksekunde laufen wir weiter. Es dauert noch gut 20 Minuten bis wir den Höhleneingang erreichen. Papa hat sein Handy aus der wasserdichten Tasche geholt und ist bereit für die ersten Fotos. Leider war es in der Höhle wirklich viel zu dunkel für viele Fotos. Die Guides erzählen uns irgendetwas auch von Bakterien, aber alles wieder nur auf Spanisch. Wir haben uns ausgeruht nach dem 50 minütigen Marsch und betreten nun die Höhle.
Durch diesen Berg führt die Höhle
Wie bitte???
Die Steine sind glatt und feucht. Am letzten Tagen hat es viel geregnet. Unsere Laufschuhe aber finden guten Halt. Das Wasser, was in die Höhle fließt, ist kalt und bräunlich von der Erde und dem Schlamm, die der Regen in die Flüsse gestoßen hat.
Wir dringen tiefer in die Höhle ein und sehen ein Tier an der Wand hängen, was den freundlichen Namen Skorpionspinne trägt. Die zurückgebliebenen Familienmitglieder wären nicht glücklich gewesen. Wir gehen weiter. Das Tageslicht lassen wir bald völlig hinter uns und erreichen eine Engstelle von ca. einem Meter Höhe. Das Wasser reicht uns nun bis zu den Knöcheln. Wir gehen weiter und kämpfen manchmal um das Gleichgewicht. Der Anblick in der Höhle ist atemberaubend. An den Wänden sind abstrakte Strukturen aus dem Stein geschliffen, die Farben der Gesteine ändert sich fortwährend und die ersten Fettschwalmnester sehen wir in Nischen zwischen den Steinen. Dann machen wir eine Fotopause, wo der Führer die Fotos macht.
Nach den Fotos, gehen wir weiter. Aber ohne Licht! Wir wurden gebeten die Lampen aus zu schalten und den Vordermann an den Schultern zu fassen. Unheimlich. Es ist stockdunkel, absolut finster als Papa, an dessen Schultern ich mich hänge, los läuft. Nicht an die Skorpionspinnen denken. Ich rutsche zweimal fast aus und dem Augenlicht beraubt, bin ich voll auf meinen Vordermann angewiesen.
Nach ein paar dutzend Metern machen wir die Lampen wieder an und sind in einer hohen Raum. Dort machen wir ein zweites Mal Fotos. Auch dort ist es wunderschön! Stalaktiten kommen von der Decke und die Formen der Steine an den Wänden sind wieder unfassbar. Uns wird geraten, alles wasserdicht zu verpacken und das tun wir natürlich auch mit Papas Handy.
Die Schuhe sind von dem Sand in der Höhle sandig geworden, was das Halten auf den rutschigen Steinen zunehmend erschwerte. Wir müssen eine kleine Wasserrutsche hinunterrutschen, um weiter zu kommen. Dabei wird der Sand glücklicher Weise abgewaschen. Die erste Hälfte der Rutsche ist glatter Stein, die andere ist freier Fall. Aber schon nach eineinhalb Metern ist wieder das Kalte Wasser und der Felsboden da. Ich stehe auf der Kante zum freien Fall, suche Halt mit dem Fuß, finde ihn, halte mich mit beiden Händen fest und suche nun auch mit dem anderen Fuß einen Halt. Ich komme nicht dazu ihn zu finden, weil mein erster Fuß abrutscht. Meine nassen Hände halten mich nicht und ich falle die eineinhalb Meter … Ich werde von glattem Stein abgefangen und rolle ins flache Wasser. Der Führer hilft mir hoch und fragt auf Spanisch ob alles in Ordnung ist. Ich nicke und es geht weiter, nun aber mit nassen Sachen. Für einen kurzen Schreck bleibt keine Zeit.
Ich habe meine Klamotten lange trocken halten können, doch nun war ich nass! Allerdings wäre ich eh nicht mehr lange trocken geblieben. Als nächstes folgen nämlich weitere kleine Wasserfälle, die man herunterspringen muss. Manche waren so flach, dass das Wasser nur bis zum Bauchnabel reichte. Andere waren so tief, dass ich dort nicht stehen kann. Zum Glück kann ich schwimmen. Und ungefähr hier hat der Gestank nach Kloake begonnen. Als ich in die Ausbuchtungen des Flusses leuchte, sehe ich Plastikmüll und noch mehr Nester des Fettschwalms.
Leider können wir selbst keine Fotos dieser schönen Vögel machen.
Kurz nach Einsetzen des Gestanks setzt ein Geschrei ein! Es war nur Eines! LAUT! Sehr laut. Erst der Geruch, der den Geruchssinn betäubt und nun das Geschrei der Fettschwalme, der das Trommelfell zum Platzen bringt. Dann sehe ich den Ersten. Sie sitzen in den Nestern und kreischen. Wir sollen sie nicht direkt anleuchten, aber wir sehen sie trotzdem, weil wir sie mit den Lampen indirekt anleuchten konnten. Es sind durchaus hübsche Tiere und sie sind auch dazu noch laut. Erwähnte ich das schon. Nach diesem Genuss gehen wir Richtung Ausgang.
Höhlenausgang!
Ein Wasserfall!!! Was auch sonst. Er wurde uns bereits auf dem Hinweg gezeigt, doch ich hielt es für einen Witz. War wohl doch keiner. Papa war der letzte, der an die Reihe kam und ich davor. Ein Gitter aus Seilen, wie man es vom Spielplatz kennt, wird angehoben und ich steige drauf. Das Wasser prasselt mir ins Gesicht und drückt mich herunter. Unten angekommen stelle ich mich hin und rutsche fast aus. Es ist wieder sehr glatt. Hätte ich mir eigentlich denken können! Kenne ich doch schon. Nun sind wir zwar unten, aber auf der falschen Flussseite.
Fast geschafft!Jetzt nur noch hinüberhangeln
Eine Sicherungsleine für die Badegäste ist dort aufgespannt und an genau dieser sollen wir uns rüber hangeln. Die Hauptströmung war ziemlich am Anfang und die lustigste Etappe der ganzen Hängepartie. Mit Rettungsweste und Helm und Lampe hangeln wir uns hinüber. Die beiden Pärchen hatten deutlich mehr Probleme, als Papa und ich. Wir gehen zurück und uns werden die Papierarmbänder abgenommen. Bei unserer Lodge warten die Frauen bereits auf uns und sind gespannt auf unsere Abenteuergeschichte.
Höhlenausgang von der anderen Flussseite
Aber wir haben nur wenig Zeit. Eine Stunde später gehen wir, diesmal alle vier, zu einer zweiten Aktivität, die aber von Maila geschrieben wird.
Trotz des Geruches und des Lärms und der unbequemen Rettungsweste war der Trip super!!! Wir haben zwei Tierarten gesehen, die ich sonst nie gesehen hätte und in einer Höhle mit Klamotten zu „Baden“ war auch ein Erlebnis, das ich wahrscheinlich nie vergessen werde.