Segler-Mythen: Alle Segler wollen in die Karibik

Das mag für einige bis viele Segler stimmen, aber sicher nicht für alle!

Eines vorweg: wir wollen niemanden zu nahe treten oder persönliche Vorlieben und Wahrnehmungen schlecht machen. Aus gegebenen Anlass – schließlich haben wir dem Traumziel mutmaßlich aller Segler gerade nach einer ebenso kurzen wie ungeplanten Stippvisite den Rücken gekehrt – erlauben wir uns hier aber auch einmal eine klare Formulierung unserer persönlicher Vorlieben und Wahrnehmungen:

Wir wollten nie in die Karibik!

Und unser erzwungener Kurzbesuch hat uns darin eindrücklich bestätigt. Vielleicht sind wir ja auch nur eine unsoziale Seglerfamilie ohne Drang und Freude an der Gesellschaft von dutzenden anderen Segelboot in unserer Ankerbucht?! Man mag uns dabei dann aber bitte zu Gute halten, dass wir halt nicht das typische Segler-Pärchen sind, dass sich nach Abwechslung aus der irgendwann zwangsläufig anödenden Zweisamkeit sehnt. Wir sind eine vierköpfige Familie und damit den Tag über weitgehend ausgebucht. Und danach? Die Eltern verabschieden sich allabendlich auf einen geselligen Sundowner??? Nicht wirklich vorstellbar. Paare ohne Kinder treffen sich auch tendenziell viel lieber auf dem Familienboot, als dem eigenen schwimmenden Heim. Das regelmäßig geputzte und immer vorbildlich mit Süßwasser abgespritzte Boot könnte ja dreckig werden. Da ergötzt man sich lieber an dem unaufgeräumten, fast schon abgeranzten Ambiente, der jedem uns bekannten Familienboot inne wohnt. Hey… DAS ist seglerischer Charme. Zumindest in unserer kleinen Welt.

Ok, ich schweife ab. Die Karibik. Man sagt ja, dass die Südsee heute so sei, wie die Karibik vor 30 Jahren. Und damals wären wir hier wohl auch sicher gerne mal auf ausgiebige Erkundungstour gegangen. Aber heute? Nein danke! Die Buchten sind (zumindest nach unseren Maßstäben) überfüllt und die Preise für eine durchschnittliche Familie tendenziell astronomisch. Doch es gibt genug Segler, die es sich nicht nur leisten können, sondern auch noch lächelnd bezahlen und somit Forderungen und Erwartungshaltungen in die Höhe treiben. Die Karibik ist ein vielleicht schönes, aber letztlich hinreichend elitäres Pflaster geworden. Vielen Dank auch.

Ok, ich werde zynisch. Keine Ahnung, ob wir – wie schon an anderer Stelle geschrieben – verwöhnt oder verdorben sind. Eines ist sicher, die Karibik ist nichts für uns. Und damit stehen wir ganz sicher nicht alleine. Zumindest wenn die diese Gegend oft so hoch in den achten Himmel lobenden Segler mal GANZ ehrlich zu sich sind. Auch in der Karibik ist nicht alles eitel Sonnenschein! Das wird aber gerne verdrängt oder verschwiegen… jedenfalls praktisch nie publiziert. Vielleicht handelt es sich ja auch um das klassische „Wir haben es uns hier so toll vorgestellt, also muss jetzt auch einfach alles toll sein“-Phänomen? Uns ist jedenfalls jeder am Boot vorbei schwimmende Chungungo in der atemberaubenden Landschaft Patagoniens vielfach lieber als die verwöhnten Strandschweine der Bahamas. Doch vielleicht sind wir ja auch die absolute Ausnahme… und einfach nur dumm und ignorant?

Wie dem auch sei, es beweist eines: nicht ALLE Segler wollen in die Karibik. Wir sind unglaublich dankbar dafür, viele abgelegene Ecken jenseits der massenhaft ausgesegelten Routen entdeckt haben zu dürfen. Die Welt ist einfach so groß und so schön! Tun wir alle alles, dass sich das nicht ändert!!!

Letzte Tage in Barbados

Barbados, Ende Februar 2022

Endlich ist unser Paket mit dem benötigten Radarkabel aus dem Zoll. Und ohne unseren TO-Stützpunktleiter Jens-Uwe hätte das wohl noch einige Zeit länger gedauert. An dieser Stelle noch einmal ganz vielen lieben Dank für Deine Hilfe und Gastfreundschaft.

Stranddomizil des TO-Stützpunktleiters

So, was müssen wir jetzt noch vorbereiten? Eigentlich nicht viel. Vor uns liegt nur ein kurzer Hüpfer von etwas mehr als 500sm, die wir dieses Mal auf ziemlich direkten Weg sollten segeln können. Zur Sicherheit habe ich noch ein paar Kanister Diesel in den Tank gefüllt. Aber nachfüllen werden wir diese erst auf dem südamerikanischen Festland. Ebenso wie unsere Vorräte. Es ist noch reichlich an Bord, so dass wir auf überteuerte Karibikinsel-Einkäufe weitgehend verzichten können. Tja, dann bleiben ja eigentlich nur noch die Formalitäten.

Zum letzten Mal im alten Hafen The Careenage

Da unser Dinghy direkt nach der letzten Flickaktion noch etwas Ruhe braucht, machen sich La Skipper und ich zu Fuß auf den langen Weg zum Kreuzfahrterminal. Am Eingangstor zum Hafen werden wir und unser Rucksack eher pro forma durchleuchtet. Keiner interessiert sich für das Piepen. Ist ja im Grunde auch eine Farce, wenn parallel dazu Busse und Taxis voller Kreuzfahrer durchrauschen. Trotzdem dürfen wir erst mit knallig-gelben Armbändern passieren.

Als erstes müssen wir bezahlen. 50 USD bzw. 100 BBD. Das Büro ist verschlossen. Der Kollege sei unterwegs und komme in 5 Minuten zurück… Inselminuten. 🤪 Der Rest ist bei Zoll und Migration schnell erledigt. Aber warum nur werden schon wieder Crew-Listen angefragt? Hey, da hat sich doch nichts geändert. Egal. Brav fülle ich die Papiere aus. Bald kenne ich nicht nur meine eigene Passnummer auswendig.

La Skipper sammelt Impressionen beim Warten auf dem Pier

In den Shops stolpern wir dann noch über ein unschlagbares Angebot und können nicht widerstehen…

Best of Barbados!

Damit sind wir endgültig bereit. Auf den Tag genau zwei Wochen hat unser Zwischenstopp gedauert. Nun zieht es uns weiter.

Lebwohl Karibik…

Zurück nach Südamerika!

Happy Birthday Papa!

Suriname, 10. März 2022

Heute geht es mal um etwas ganz was anderes. Ja, schon klar… über Geburtstage haben wir hier schon mehr als einmal berichtet. Aber da handelte es sich immer um die Familien-Crew der Samai. Heute geht es um jemand anderes: den Papa des Skippers!

Wir haben uns nun schon über zweieinhalb Jahre nicht mehr persönlich gesehen. Und an keinem Tag habe ich mir mehr gewünscht bei ihm zu sein als heute. Ich erinnere mich noch gut unsere letzte Umarmung… du weißt, was ich meine! Und ja, das trifft natürlich auch alles auf meine Mama und ebenso auf die Kritzmow-Eltern von La Skipper zu. Hier soll sich niemand in die zweite Reihe versetzt fühlen! Trotzdem möchte ich diesen Tag hervorheben. Man wird schließlich nicht oft 80 Jahre alt!

Ich sage Samuel manchmal: „Ich möchte mich nicht als Papa haben!“. Meine ich das wirklich ernst? Keine Ahnung. Aber unabhängig davon stellt sich natürlich unwillkürlich die Frage nach dem eigenen Vater. Ganz ehrlich… perfekte Eltern gibt es nicht! Die kann, nein DARF es einfach nicht geben. Sonst würde in der Pubertät und damit zusammenhängenden (hoffentlich erfolgten) Loslösung einiges falsch laufen.

Ich nenne meinen Papa von Herzen einen guten Freund, der im Zweifel immer auf meiner Seite und für mich da ist. Wenn meine Kinder das irgendwann von mir sagen, dann bin ich glücklich und sicher, nicht alles falsch gemacht zu haben. Und bevor ich jetzt völlig ins Sentimentale abdrifte:

Alle Gute zum 80 Geburtstag… mein Papa!!!

Vor knapp fünf Jahren auf dem Weg nach Schweden…

Historisches Bridgetown und Garnison

Barbados, 17. Februar 2022

Seit 2011 hat Barbados ein Weltkulturerbe. Das historische Bridgetown ist einer der ältesten befestigten Häfen im Netzwerk militärischer und maritimer Handelsposten des britischen Interesses im Atlantik. Und um nichts zu verpassen, wurde gleich mal die gesamte Altstadt aufgenommen. Das ist einerseits das nördliche Zentrum, welches wir schon bei unserem ersten Rundgang erkundet haben. Andererseits gehört auch das südliche Touristenzentrum rund um die alte Garnison dazu. Das schauen wir uns heute mal an.

Hmmm…

Im Grunde hätten wir für den Weg ein Taxi nehmen können. Als augenscheinlicher Tourist kann man keine 5min durch Bridgetown laufen, ohne mit „Taxi!“ angerufen oder wahlweise auch im Vorbeifahren gleich angehupt zu werden. Anscheinend eilt den Inselgästen ein Ruf gewisser Bequemlichkeit und Beinfaulheit voraus. Dem wirken wir gerne entgegen, wobei unsere Jüngste mal wieder mit ihrem Roller aus der Reihe schert.

So spazieren wir also die ja ebenfalls durch das Kulturerbe führende, malerische Küstenstraße entlang um die Carlisle Bay. Unser Timing ist mal wieder perfekt. Die Mittagssonne brennt. Der Skipper kennt den Weg schon von seinem Besuch beim sehr netten TO-Stützpunktleiter Jens-Uwe, der hier im Süden sein Domizil hat. Die Familie muss sich erst noch an die abenteuerliche Wegführung für Fußgänger gewöhnen. Hier buhlen nicht mehr nur die Taxi-, sondern gleich auch noch Busfahrer um Kundschaft. Doch wir laufen… der Weg ist das Ziel.

Also das erste von vielen Zielen am heutigen Tag. Natürlich wollen wir uns die Historic Garrison anschauen. Doch irgendwie gestaltet sich das alles schwierig. Das Fort Charles mit seinen auf die Karibik gerichteten Kanonen liegt versteckt hinter (und wohl auch auf) dem Gelände des Hilton Hotels und St. Ann’s Fort ist der für Touristen unerreichbare Sitz der Verteidigungskräfte von Barbados.

St. Ann’s Fort

Ein paar Schritte weiter erhebt sich mit dem alten Uhrenturm der Garnison eines der beliebtesten Fotomotive der Insel. Das Informationsbüro ist leider geschlossen. Mittagspause. So setzen wir uns erst einmal auf eine Bank und schauen durch eine Phalanx von historischen Kanonen über die benachbarte Pferderennbahn Garrison Savannah.

Als nächstes schlendern wir vorbei an einem kleine Denkmal zur Erinnerung an die 15 Opfer eines Hurrikans am 11. August 1831 Richtung George Washington House. Ursprünglich ca. 1720 erbaut, ist es eines der ältesten Häuser der Garnison und diente hauptsächlich als „Engineer’s Office & Quarters“. Da jedoch im Jahre 1751 der damals gerade einmal 19-jährige spätere erste Präsident der USA hier weilte, wurde es 1999 wieder in öffentlicher Hand kurzerhand als George Washington House & Museum restauriert.

Vielleicht können wir uns hier ja auch die historischen Garrison Tunnels anschauen? Leider Fehlanzeige. Der ganze Komplex ist geschlossen. Anscheinend schon länger. Uns bleibt der Blick von außen.

Nun gut, dann weiter zum Barbados Museum, das sich in einem alten, 1818 gebauten und 1853 erweiterten Militärgefängnis eingerichtet hat.

Barbados Museum

Die schön gestaltete Ausstellung gibt einen guten Eindruck von Natur und Geschichte der Insel. Seit der Mitte des 17 Jahrhunderts ist Rohrzucker für die Kolonialmacht das wichtigste Exportgut. Damit einher geht natürlich die Sklaverei, deren Geschichte hier aber leider eher „kompakt“ behandelt wird. Das geht anderswo besser…

Gedenkstein am alten Hafen The Careenage

Dafür gibt es eine Afrikanische Galerie, in der Menschheitsentwicklung, Geografie, Geschichte und das Erbe dieses Kontinents in der Karibik thematisiert werden. Das ist hier in Barbados besonders groß. 90% der heutigen Barbadier sind Nachkommen afrikanischer Sklaven.

Ein ganzer Raum ist auch der Entwicklung zur erst kürzlich erworbenen, kompletten Unabhängigkeit gewidmet. Nach der kolonialen Loslösung von Großbritannien am 30. November 1966 ist erst seit dem 30. November 2021 nicht mehr die englische Königin das offizielle Staatsoberhaupt. Damit ist Barbados die jüngste Republik der Welt!

Innenhof des alten Militärgefängnisses…
… und heutigen Museum

Zum Abschluss des Museumsbesuch kommen wir in den einzigen Raum ohne Fotografierverbot. Ein modern eingerichteter Experimentierraum für Kinder. Wir können uns gut die lauten Schülergruppen vorstellen, die hier sicher schon viele spannende Entdeckungen gemacht haben. In normalen Zeiten. Heute sind wir alleine hier.

Mitmachen ist ausdrücklich erwünscht!

Den Rückweg nach Norden spazieren wir am Strand entlang. Auch wenn Mailas Roller dabei vom Skipper getragen werden muss, ist das doch deutlich entspannter, als die alternative Straße…

Bay Street Esplanade
Baywatch

So kehren wir erschöpft zur Samai zurück. Trotz vieler geschlossener Türen und Tore haben wir doch einiges gesehen und noch eine ordentlich Portion der Atmosphäre von Bridgetown aufgenommen. Jetzt reicht es damit aber auch so langsam. Es juckt in den Segeln… wir wollen weiter!

Samuels Unterwasserwelt in Barbados

Barbados, Februar 2022

Barbados soll eine wundervolle Unterwasserwelt haben. Also bin ich durchaus aufgeregt, was ich alles zu Gesicht bekomme. Vielleicht wieder haufenweise Papageienfische oder weitere Falter- oder Kaiserfische?

Krokodil-Hornhecht
Kleiner Kalmar
Westatlantischer Trompetenfisch
Sandiger Dreistacheliger Seifenfisch
Junger Franzosen-Kaiserfisch und Kalkigel

Bei meinem ersten Tauchgang, ja das kann man so nennen, weil es fast 6 Meter tief ist, breitet sich langsam aber sicher eine herbe Enttäuschung in mir aus. Kaum Fische. Nur Scharfnasenpuffer gibt es recht große. Ansonsten ist hier alles in Miniaturversion. Der eine Braunfleckenigelfisch hat kaum die Größe meiner Hand und der eine Weißgefleckte Schlangenaal ist nicht länger als mein Unterarm. Einzig Kalkigel und gefleckte Muränen gibt es hier zuhauf. Entsprechend enttäuscht steige ich wieder aus dem Wasser.

Scharfnasenpuffer, Braungefleckter Igelfisch und Weißgefleckter Schlangenaal
Scharfnasenpuffer
Gefleckte Muräne (unten rechts)
Gefleckte Muräne

Erst bei meinem Tauchgang mit der Harpune sehe ich einen neuen Fisch. Es ist ein großer und äußerst hübscher. Der Fisch von dem die Rede ist heißt Flughahn. Aufgrund der fehlenden Kamera während des Tauchgangs, gehe ich am nächsten Tag wieder los. Da entdecke ich wieder einen Flughahn. Dieses mal ist er noch majestätischer als am Vortag.

Flughahn normal
Flughahn beeindruckend

Auf dem Rückweg tauche ich ab und sehe seltsame Algen, die sich am Boden entlang winden. Bei genauerem Hinsehen entdecke ich, dass es sich nicht um Algen handelt. Aufgrund meiner Verwirrung stoße ich aus Versehen etwas Luft aus und muss sofort auftauchen. Beim nächsten Tauchen kann ich mir ihr Aussehen einprägen und sie später als Braunen Röhrenaal identifizieren.

Braune Röhrenaale
Müll im Meer

Samuel