Samuel über die Tierwelt in Brasilien (1)

Überall gibt es Tiere und über die, die wir in Brasilien bisher gesehen haben möchte ich Euch etwas erzählen. Wir kamen gegen Abend in Brasilien an und Mama sah gleich einen weißen Vogel mit auffällig langen Beinen. Den hatte sie „Herbert“ getauft. Seit diesem Moment hieß jeder dieser Art „Herbert“… egal ob auf dem Steg, in der Luft oder an Land.

Obwohl wir in einem Fluss waren, hatten wir doch Gezeiten. Wenn wir manchmal vom Steg gingen und es gerade Niedrigwasser war, konnte man ohne große Mühe den Flussboden sehen. Eigentlich wäre das ja nicht so interessant, aber trotzdem hielten wir da regelmäßig an und schauten runter. Dort waren ganz viele Krebse, wo eine Schere ungefähr so groß war, wie der Rest des Körpers. Das Komische daran war, wenn man die Krebse selbst nicht schon als komisch bezeichnet, dass sie mit ihrer großen Schere zu uns hoch gewunken haben. Es waren nicht nur 1-2 Krebse die das machten, sondern gleich eine ganze Horde. Einmal hatten sich sehr viele Krebse am Wasser versammelt und Maila und ich dachten, dass sie eine Krebs-Grillparty ohne uns veranstalten wollten.

Später dann hatte Papa einen weißen Krebs und daneben einen braunen an einem Tau unter Wasser entdeckt. Der „weiße Krebs“ bewegte sich überhaupt nicht. Als wir ihn rausholten, erkannten wir sofort den Grund: es war eine Krebshaut und gar kein Krebs, wie zuerst gedacht.

Setzen wir unsere Reise weiter fort, verlassen den Steg und gehen an Land. Dann sahen wir meistens an der rechten oder linken Seite eine kleine Eidechse. Wir entdeckten auch an ganz anderen Stellen Eidechsen und logischer Weise musste Mama auch diesen einen Namen geben: „Henriette“ und „Gustav“! Wir haben sogar einmal eine ziemlich mopplige Eidechse gesehen, die sich gerade sonnte. Als sie uns erblickte ist sie schnell abgehauen.

Bekanntermaßen dusche ich nicht so gerne. Aber nach zwei Wochen auf See ohne Duschen war es nötig, sagte Papa zumindest. Also gingen wir am Abend nochmal los und machten uns auf den Weg zur Dusche. Als wir ankamen und Papa seine Duschkabine öffnete, sah er einen Frosch! Dieser ist an die Wand gegenüber von Papa gesprungen und – ob man es glaubt oder nicht – hat kurz danach Papas Oberschenkel für eine Wand gehalten und ist ran gesprungen. Hättet ihr damit gerechnet? Da Papa damit logischer Weise nicht rechnete, hatte er sich ein bisschen erschrocken. Wir hatten dann in der Nachbardusche auch noch einige Frösche mehr entdeckt. In meiner Duschkabine waren keine Frösche, dafür war da etwas Besseres. Ich fing gerade an mich zu duschen, als ich am Boden eine Bewegung wahrnahm. Ich schaute runter und sah einen Krebs auf dem Rücken liegen. Ich weiß nicht, ob ihr euch erschrocken hättet, aber ich tat es.

Wie wir es in anderen Ländern gerne tun, liefen wir auch ein bisschen in der Umgebung rum. Wir sahen ziemlich viele Esel frei rumlaufen und angebundene Pferde. Wenn sie mal nicht angebunden waren, ritt jemand auf ihnen in den „Straßen“. Wir sahen am Tag faul rumliegende Hunde aber kaum eine Katze. Anscheinend war es beiden Tieren zu heiß. Abends wurden die Tiere mobiler und wir haben sogar drei süße Baby-Kätzchen gesehen.

Das waren meine bisherigen Tiererlebnisse in Brasilien.

Samuel

Kurze Ergänzung vom Skipper: Einmal sah ich auch eine kleine Schlange im flachen Wasser. Trotzdem geht nicht nur die Jugend hier baden, sondern wir sahen sogar nächtliche Schnorchler, die mit Unterwassertaschenlampe bewaffnet auf Fischjagd tauchten… einer hatte einen ganz schön mächtigen Fang auf seinem Rücken dabei. Essen würden wir die dort gefangenen Fische aber dann wohl doch eher nicht.

Ausflug nach Cabedelo

Am Samstag ist großer Markttag in Cabedelo und den wollten wir uns nicht entgehen lassen. Also auf zum Bahnhof und rein in den Erlebniszug. Einerseits waren wir hier eindeutig der Hingucker des Tages, immer wieder das Ziel mehr oder weniger verstohlener Seitenblicke… aber immer freundlich! Das ist man aus der Berliner U- und S-Bahn so jedenfalls nicht gewohnt. Und statt der von daheim bekannten „Musiker“ ziehen hier fliegende Händler durch die Reihen der Fahrgäste. Die Bonbons verkauften sich recht gut, Sonnenbrillen und Handyhüllen dagegen weniger. Andererseits führen die Gleise auch dicht an Wohngebieten mit sagen wir mal „nicht ganz so gehobenen Standard“ vorbei, die uns und insbesondere auch den Kindern deutlich vor Augen führen, wie gut es uns doch geht.

In Cabedelo angekommen schwammen wir mit der Masse dem Lärm entgegen und wurden dann nahezu erschlagen von diesem Markt. Massenweise Obst und Gemüse bekannter und unbekannter Art, insbesondere Bananen zum Totschmeißen, in einem Nebenhaus die Fisch- und Fleischabteilung und im weniger ausgebuchten Obergeschoss Fressmeile, Frisöre und sonstiges Zeug… und ein schöner Ausblick auf das bunte Treiben darunter.

Danach stand noch etwas Sightseeing auf dem Programm. In dem kleinen, am Fluss gelegenen Fortaleza de Santa Catarina, dessen Geschichte bis in das Jahr 1589 zurück reicht, waren wir laut Gästebuch die ersten Besucher des Tages. Was für eine Ruhe nach dem vorhergehenden Marktgeschrei. Besonders interessant fand ich eine Aneinanderreihung der vielen Fahnen und Wappen, die Brasilien im Laufe der Jahrhunderte führte… Zeugnis einer wechselhaften Geschichte der Neuzeit.

Viel hatten wir auf dem Markt dann doch nicht eingekauft und das war im Endeffekt auch ganz gut so. Der Zug fährt am Samstag nur bis mittags und dazu hatten wir dann noch das Pech, dass die nächste Abfahrt laut Aushang in über einer Stunde war. Da wir nicht einfach nur rumsitzen wollten, liefen wir kurzerhand einmal durch den Ort zum Strand. Zeitlich war das gut zu machen und man tauchte dabei etwas in das Leben ein. Ein besonderes Lächeln zauberte Maila der entgegen kommende, von einem Fohlen gefolgte Reiter auf das Gesicht. Pünktlich wie wir Deutsche nun einmal sind, waren wir gut 10min vor der für 11:35 Uhr angekündigten Abfahrt zurück am Bahnhof und trauten unseren Augen kaum: nächster Zug 12:50 Uhr!!! Also so ganz scheinen wir das System hier dann wohl doch noch nicht verstanden zu haben. Letztlich gönnten wir uns den Luxus einer Taxifahrt zurück zum Boot.

Ansonsten haben wir hier erstmals auch Uber ausprobiert und müssen zu unserer Schande gestehen, dass das echt super geklappt hat. Über die App werden nicht nur Start und Ziel genannt sondern auch gleich bezahlt (inkl. nachträglichen Trinkgeld wenn gewünscht). Es gibt keine Verständigungsprobleme, Diskussionen oder potenzielle Umwege (wie es ein heimischer Hauptstadt-Taxifahrer sogar mit mir als gebürtigen Berliner schon versucht hat). Und über die Preise brachen wir auch nicht zu reden… selbst wenn in den Kleinwagen neben der vierköpfigen Familie auch noch der Wocheneinkauf untergebracht werden muss… das lief wie alles hier ganz entspannt… eben brasilianisch!

Alltagsprobleme an Bord: Post… ein letztes Mal!

Ich weiß, wir wollten uns nichts mehr schicken lassen. Doch die neue Frequenzzuteilungsurkunde gehört nun mal an Bord. Und bevor das nicht der Fall ist, schicke ich die alte auch nicht wie gewünscht zurück. Dazu noch ein gerade erst erschienenes Schulbuch für Maila. Ja, wir wagten es: Post nach Brasilien.

Natürlich ist eine Zollinhaltserklärung auch hier Pflicht. Was wir nicht wussten ist, dass man darin tunlichst keinen Wert über 1€ angeben sollte. Denn sonst gelangen auch die an sich zollfreien Bücher gnadenlos in die Mühlen der Brasilianischen Bürokratie. Dabei wollen die sich – zumindest laut TO-Stützpunktleiter Christoph – gar nicht darum kümmern müssen. Aber wenn ein Wert drauf steht, haben sie keine Wahl. Nach einer Woche im Zoll wurde nun also dann doch endlich die Zollfreiheit festgestellt. Trotzdem wollte man Geld haben. Schließlich muss das Päckchen nun noch vom Zoll in Rio des Janeiro zu uns weiter geschickt werden… und geht natürlich nicht kostenlos. Schließlich wurden daheim in Deutschland nur gut 40€ Porto bezahlt! Und wie für alles in Brasilien braucht man zum Bezahlen eine hiesige Steuernummer. Noch einmal vielen Dank an Christoph für seine Hilfe! So saßen wir also wieder einmal länger als geplant irgendwo fest. Immerhin war es ein netter, recht günstiger Hafen mit halbwegs funktionierendem WLAN und auch die 2do-Liste konnte hier wieder ein Stück weit verkürzt werden.

Ungefähr zu dieser Zeit war es auch, das der Skipper im seinem Spam-Ordner eine E-Mail aus Portugal fand: unser vermisstes Päckchen war doch noch angekommen… allerdings schon vor ca. zwei Monaten. Doch die pflichtbewussten Kollegen hatten es noch, so dass wir nun entscheiden müssen, was damit geschehen solle. Wir werden es wohl nach Usuhaia nachschicken lassen. Bis dahin hat es nun locker über einen Monat Zeit… das könnte ganz knapp klappen.

So, aber das war es nun wirklich mit diesem Thema!

Alltagsprobleme an Bord: Toilette

Bekanntermaßen gibt es ein Thema, das jeden Skipper früher und(!) später ereilt: die Toilette. Meine erste Begegnung mit dieser dunklen Seite des Segelns vor gut zwei Jahren war ja schon etwas ganz besonderes. Seitdem haben wir den Kolben hin und wieder mit Vaseline eingeschmiert und auch das große Wartungsset hat der Skipper kurz vor dem „Leinen los“ im Juli näher kennen gelernt. Doch schon nach vier Monaten holte uns das Thema in Brasilien wieder ein. Schon seit einiger Zeit quietschte es recht unangenehm beim Pumpen. Auch Öl half nicht wirklich und als sich die Brühe in der Kloschüssel dann partout nicht mehr abpumpen ließ, war der Handlungsbedarf offensichtlich.

Wohlwissend, dass es sich um schlechtes Timing handelte, aber in Anbetracht der durch das Boot ziehenden Aromen unvermeidlich, machte sich der Skipper gleich nach dem Frühstück ans Werk. Der Kolben war schnell rausgeschraubt. Etwas verwundert wurde die binnen der letzten vier Monate bereits wieder abgelagerte, bräunliche Kruste abgekratzt. Danach die Pumpe unten abschrauben. Dabei passierte dann wie erwartet das Unvermeidliche… die in den Rohren noch verbliebene Flüssigkeit gehorchte der Schwerkraft. Luft anhalten, Lappen suchen, Fluchen, Wischen… all das verschmolz zu einer geschäftigen Einheit. Sehr zur Freude der gesamten Crew erinnerte die Atmosphäre unter Deck nun wahlweise an ein Alt-Berliner Herrenpissoir mit defekter Wasserleitung oder einfach nur eine vor sich hin siechende Bahnhofstoilette in Hinter Posemuckel.

Auch die unteren Verschleißteile hatten schon wieder eine Kruste angesetzt, die mit Schraubenzieher und Topfschwamm beseitigt wurde. Und dann fiel der Blick in den Übergang zum Schlauch Richtung Fäkalientank. Ein bisschen rumkratzen brachte erste bescheidene Ergebnisse, aber für eine gründliche Reinigung musste das Verbindungsstück abgenommen werden. Und darin sah es dann alles andere als angenehm aus.

Da hilft nur noch ein kleines Stecheisen!

Vor einiger Zeit las ich mal vom mitleidigen Anblick verzweifelter Skipper, die dicke weiße Rohre gegen den Steg schlagen um darin abgelagerten Urinstein und sonstige Leckereien herauszubekommen. Ich konnte mir nie so recht vorstellen, wie das darin aussehen würde. Bis heute. Nach der Reinigung des Verbindungsstückes zeigte ein kurzer Blick in den weiter führenden Schlauch, dass es damit wohl noch nicht getan war.

Das Verbindungsstück ist fast die neu… aber wie sieht es denn im Schlauch aus???

So begab auch ich mich kurze Zeit später in die ideelle Gesellschaft jener bemitleidenswerten Skipper die den ausgebauten Schlauch gegen den Steg schlagen. Ich schüttelte und walgte ihn und ließ dabei immer wieder leckere Innereien in das vorbei strömende Wasser purzeln. Bis dann endlich der prüfende Blick hindurch zwar nicht aromatisch so aber doch visuell fast schon den Anblick der lange vergangenen Neuwertigkeit erahnen ließ. Der Rest war nun fast schon Routine. Schlauch eingebaut, Schellen befestigen, Fäkalientank festgeschraubt (sonst hätte ich den Schlauch dort nicht abbekommen), Kolbendichtung mit Vaseline liebkost, Schrauben angezogen, Probepumpen… WOW! In diesem Zustand schafft es sogar unsere Kleinste, ihre Hinterlassenschaften selbst zu entsorgen. Mal sehen, wie lange das anhält. Doch eines ich sicher wie das Amen in der Kirche… das Thema wird den Skipper erneut beschäftigen.

Die Frage ist nicht OB, sondern WANN!

Und täglich grüßt der Sonnenuntergang!

Jararé ist ja wohl durchaus touristisch erschlossen. Allerdings liegt der Atlantische Strand nach Osten ausgerichtet. Wer schon wach ist, kann hier also schöne Sonnenaufgänge genießen, die um vieles romantischeren Sonnenuntergänge gibt es jedoch nur vor einer Stadtkulisse. Es sei denn, man macht sich auf den Weg zum Rio Paraíba auf der anderen Seite. Hier geht die Sonne allabendlich vor wild-romantischer Wasser-Wald-Kulisse unter. Und ebenso allabendlich wird genau dieses zu einem Event hochgeschaukelt.

Tagsüber noch recht verlassen, füllt es sich am späten Nachmittag immer mehr. Parkplatzeinweiser wollen sich was dazu verdienen, Touristenbusse kommen im Pulk und auch die (Touristen-)Polizei zeigt jeden Abend Präsenz. Es gibt Restaurants, Läden verkaufen Souvenirs, fliegende Händler(innen) Popcorn, Getränke und Kokosnüsse mit Strohhalm, jeden Abend geigt ein Geiger auf seiner kleinen Bühne, dazwischen streunen Katzen und Hunde… eine klassische „Tourist-Trap“ im besten Sinne.

Und dann stehen sie da am Ufer und schauen der Sonne beim Untergehen zu als gäbe es kein Morgen.

Doch das alleine wäre natürlich viel zu langweilig. Auf dem Wasser fahren noch bis zu einem halben Dutzend Partyboote mit tanzenden und feiernden Masse umher. Kurz vor dem magischen Moment neigen sie sich ob der ungleichen Verteilung ihrer Passagiere grenzwertig zur Seite. Und dann der absolute Höhepunkt: Ravels Bolero! Auf einem kleinen Boot steht ein weiß gekleideter Saxophonspieler und gibt allabendlich die vertrauten Töne von sich. Mit an Bord ein tapferer Ruderer, der sein Paddel auch dann enthusiastisch in die Fluten stößt, wenn tatsächlich noch der Außenbordmotor mitläuft. Show must go on!

Besonders erwähnenswert ist noch ein kleiner Laden, in dem der geneigte Tourist T-Shirts und Kleider erwerben kann. Doch nicht von der Stange, sondern jedes einzelne ein individuell vor den Augen des Kunden angefertigtes Unikat. Bezahlt wird nach Größe: Maila 10 Real, Samuel 20 Real, Skipper 30 Real… in Berlin würde mindestens das Dreifache fällig! So erwirbt man zum Beispiel ein weißes T-Shirt, wählt die gewünschte Farbe und eine Stimmung. Dann hängt der barfüßige Künstler das T-Shirt auf, wirft die Musik an, nimmt seinen Sprayer, schaut dich an und legt los.

Klar, das ist nicht jedermanns Sache, aber wir finden es echt lässig!