Alltagsprobleme an Bord: Frisör

Warnung: Dieser Beitrag enthält Bilder, die auf sanfte Gemüter schockierend wirken können. Der Autor übernimmt keinerlei Gewähr für die psychische und physische Unversehrtheit bei seelisch unvorbereiteter Betrachtung!

Eigentlich ist das mit dem Frisör ja kein Alltagsproblem AN Bord, schließlich hat man selten einen davon in der Backskiste versteckt. Na und? Dann geht man halt zum Haareschneiden an Land. Und wenn das monatelang nicht geht? Und wenn sich dann keiner so recht traut, selbst zur Schere zu greifen? Wahrscheinlich ist gerade letzteres das eigentliche Problem.

Den letzten Frisörbesuch absolviert die Familie im Südherbst, also etwa April/Mai 2020 in Ushuaia. Die Willkommenszeremonie umfasst Fragebogen, Temperaturmessung (die in diesem Laden interessanter Weise grundsätzlich weit unter 37°C ergab), Handdesinfektion und beim letzten Mal sogar das Einsprühen des gesamten Körpers mit was auch immer für einer Flüssigkeit. Dann erst kommen wir unter Wasserhahn und Schere. So weit, so gut.

In den Folgemonaten wachsen wir dann unaufhaltsam zu. Erst schleichend und unbemerkt. Die zunehmende Wolle auf dem Kopf ist bei den winterlichen Temperaturen in Patagonien durchaus willkommen. Doch dann kommt der Südsommer, wir fahren irgendwann sogar weiter Richtung Äquator… es wird warm… und wärmer…

Jeder hat seine eigene Strategie mit dem Problem umzugehen. Allen gemein ist deren Beginn: weitgehende Ignoranz! So lange wie möglich „weglächeln“. Doch irgendwann kapituliert (fast) jeder von uns.

Noch vor unserer Ankunft in Ecuador ist es La Skipper, die auf dem Pazifik als erste an der Notbremse zieht. Sie hat das dichteste und kräftigste Haar der Familie und wie schon berichtet als einzige den Mut, das Problem bordintern anzugehen. Haare zusammengebunden, Schere an den Skipper und schon schwimmt ein derart dickes Büschel Haare im Pazifik, das es für ein ganzes Kunstsemester hätte Pinsel liefern können.

Ich habe die Haare schön!

Der Rest der Crew wartet lieber auf professionelle Hilfe. Maila hat ihre dünnen Haare vom Papa geerbt. Nicht nur, aber auch das macht es bei zunehmender Länge zu einer überproportional zunehmenden Tortur, diese durchzukämmen. Wie tapfer unser kleines Mädel doch ist. Auch beim Frisör. Nur mehr bis zur Schulter sollen die Haare reichen, da geht eine Menge runter. Doch Maila ist mit dem Ergebnis glücklich. Zitat: „Er hat einen ganz anderen Stil zu schneiden, aber gut.“ Worte einer 9-jährigen! Mir ist kein Mann bekannt, dem solche Worte über die Lippen kommen würden, aber vielleicht kenne ich auch nur die falschen Männer.

Da wird großzügig abgeschnitten.

Samuel ist haartechnisch ein Phänomen. Mit Mamas dicker Lockenpracht gesegnet, wächst er mit stoischer Ruhe zu. Das linke Auge inzwischen völlig bedeckt erinnert er, zumindest auf dem Kopf, an die Popper der für ihren Geschmack legendären 80‘er-Jahren und lässt sich auch nur unter Protest zu einer Änderung des optischen Gesamteindrucks bewegen. Muss wohl was mit der Pubertät zu tun haben. Wie auch immer, das widerwillig erduldete Ergebnis kann sich sehen lassen.

Toll!

Für den Skipper waren die letzten Wochen eine ungewohnte Erfahrung. Eigentlich bin ich jemand, der über seine Haare kein großes Aufsehen macht. Meine Wünsche beim Frisör sind grundsätzlich eher knapp gehalten: Kurz, aber noch ein bisschen was über den angehenden Geheimratsecken belassen, hinten Façon, Ohren frei… „Sie sind der Profi… wenn es Ihnen das Ergebnis gefällt, werde auch ich glücklich sein.“ DAS sind Worte eines Mannes?! ;-)

Umso erstaunlicher mein Unbehagen über die immer mehr ins Gesicht fallenden Strähnen. Ich muss offen zugeben, in einem mir selbst fast schon unangenehmen Umfang rumgejammert zu haben. So lang waren meine Haare das letzte Mal als Teenager… Pubertät halt. Was tun? An Bord, wo mich „sonst keiner“ sieht, räubere ich zunächst bei meiner Tochter. Zwei wirklich süße Mädchen-Haarspangen halten die Flusen aus dem Blick. Nur gut, dass ich mich selbst nicht sehen musste. Alternativ suche ich nach einem Stirnband. Die Auswahl an Bord ist jedoch eingeschränkt. Erste Wahl ist ein in dezentem Rot gehaltenes Mitbringsel von „Karls Erdbeerhof“.

Doch letztlich hat das Schicksal mit mir Erbarmen in Form der Schneidekunst einer netten Ecuadorianerin. Wie auch Samuel werde ich mit professioneller Leidenschaft wieder aufgehübscht, der Haaransatz rundum mit einer kleinen Klinge penibel genau nachgezogen, abschließend noch Waschen und Föhnen… das ganze Paket.

Das hat seinen Preis: 5,95US-$ pro Person. Dafür packt ein deutscher Frisör ja noch nicht einmal seine Scheren aus. Also wenn er denn geöffnet hätte. Das scheint in der aktuellen Situation ja das eigentliche Problem zu sein… sozusagen ein „Alltagsproblem im Lock(en)down“. ;-)

Wahlen in Ecuador

07. Februar 2021

Heute mal wieder etwas „schwerere Kost“… ;-) Schon wieder sind wir bei gar nicht mal so unwichtigen Wahlen in einem südamerikanischen Land vor Ort. Nach dem Verfassungsreferendum in Chile nun also Präsidentschaftswahlen in Ecuador.

Dabei geht es um mehr, als nur die erste Runde der Präsidentschaftswahlen. Insgesamt steht dreierlei auf dem Stimmzettel:

  1. Zunächst geht es in der Tat um den Verfassungspräsidenten und Verfassungsvizepräsidenten von Ecuador. Dabei zeigt sich eine Pluralität, von der andere Länder nur (alb-)träumen können. Insgesamt stehen sage und schreibe 16 Kandidaten zur Wahl. Derer 13 brauchen sich aber keine große Hoffnungen zu machen, sie liegen in den Umfragen unter 3%. Insofern ist dann doch wieder alles recht normal. Auf Platz 3 steht bei etwa 12% der populärste indigene Bewerber Pérez (¡Claro que se Puede! – Natürlich kann es!). Das dürfte jedoch nicht für die wahrscheinlich notwendige Stichwahl reichen. Hier erwartet man eine Richtungsentscheidung zwischen dem mit knapp 30% aktuell führenden linksgerichteten Arauz (¡A Recuperar el Futuro! – Die Zukunft zurückgewinnen!) sowie dem bei gut 20% liegenden konservativen Lasso (Capacidad para Cambiar – Fähigkeit zur Veränderung). Die Entscheidung wird erst beim zweiten Wahlgang am 11. April erwartet.
  2. Des Weiteren werden die 137 Abgeordneten des ecuadorianischen Parlaments gewählt. Sozusagen „business as usual“.
  3. Interessant ist, dass zusätzlich noch die ecuadorianischen Abgeordneten des sogenannten „Andenparlaments“ gewählt werden. Von dem hatte ich bisher noch nie gehört. In diesem 1979 begründeten „beratendem politischen Organ“ haben sich aktuell die Andenstaaten Bolivien, Chile, Ecuador, Kolumbien und Peru mit jeweils 5 Vertretern zusammengeschlossen. Wie so oft scheint es jedoch ein gute Idee mit Verfallsdatum zu sein. Seit einigen Jahren schwanken die Diskussionen zwischen Abschaffung und Reform… die Rückbesinnung auf nationale Werte scheint ein weltweites Phänomen zu sein.

Doch wir nehmen diese Wahlen auch ganz konkret in unserem Umfeld wahr. Schon in Salinas haben wir laut hupende, mit Fahnen versehene Autokorsos gesehen, die für ihren jeweiligen Kandidaten Stimmung machen. Das ist hier in Bahía de Caráquez nicht groß anders. Natürlich säumen auch Plakate den Straßenrand. Die für das Wahlwochenende verhängte nächtliche Ausgangssperre ab 22 Uhr kümmert uns weniger, da sind wir ohnehin an Bord (und meist auch schon im Bett ;-).

Etwas verwundert die Augen gerieben habe ich mir aber schon vorgestern (also Freitag) an der Supermarktkasse. Die nette Dame zeigte auf die zwei Weinflaschen und das Bier: ¡No! – ¡No! – ¡No!

In der Tat gibt es bis Montagmittag ein Verkaufsverbot von Alkohol. Also zumindest im Supermarkt, Restaurants scheinen weiter ausschenken zu dürfen. Trotzdem stelle man sich so eine Maßnahme mal im Umfeld von Bundestagswahlen vor. Der Volksaufstand wäre wohl vorprogrammiert.

Wir bleiben entspannt und planen bzw. organisieren die nächsten Tage und Wochen. Ja, wir wollen noch eine Weile in Ecuador verweilen und es sieht eigentlich richtig gut aus. Doch davon ein anderes Mal mehr…

Bildernachtrag Ecuador

Wir haben nun in die letzten Chile-Beiträge noch ein paar Bilder eingefügt. Für alle, die keine Lust haben, alle Beiträge (nochmal?!) einzeln aufzurufen hier die Übersicht…

Erste Meilen in Ecuador
Gerade am Äquator gibt es nicht immer nur Sonnenschein
Lecker Pizza…
… hat aber den Nachteil …
…, dass die Familie in Etappen isst.
Wo führt uns das Ganze wohl noch hin?!?
¡El mundo esta loco!
Abendstimmung vor Salinas
Inkognito Ankern vor Salinas
Samai inkognito vor Salinas…
Der Strand ist gut besucht, …
… das Wasser auch.
Fast wie Tarzan…
… mit sehr eleganter Landung!
Eine Kerze nach der anderen.
Twister auf der Badeplattform.
Ausnahmezustand in Salinas
Die Verbindung ist hergestellt…
… und irgendwann wird das Segelboot auch rausgezogen.
Der nächste Problemfall…
… wurde schon entdeckt.
Bald schon ist alles wieder gut.
Abschied aus Salinas
Die losgerissene Mooring wird einfach wieder zurück gezogen.
In Salinas ist noch Weihnachten :-)
Plan B: Manta
Isla de la Plata (SE-Ecke)
Vor dem Strand mit Haus liegen die Bojen… leider auf Legerwall
Ziemlich voll hier
Ankern weit vor Manta
Abfahrt weiter nach Norden…
Ankunft in Bahía de Caráquez (Ergänzung)
Anfahrt auf Puerto Amistad

Bildernachtrag Peru

Wir haben nun in die letzten Chile-Beiträge noch ein paar Bilder (sowie ein 7MB-Video mit Großen Tümmlern) eingefügt. Für alle, die keine Lust haben, alle Beiträge (nochmal?!) einzeln aufzurufen hier die Übersicht…

Auf der Höhe von Peru (1) – Wind und Segel
Winnie macht mal Pause
Wenig überraschend geht Abends wieder die Sonne unter…
Auf der Höhe von Peru (2) – Ziel Callao
Und auch heute geht die Sonne unter…
Ankunft in Callao
Isla San Lorenzo vor Callao
Der Hafen von Callao wickelt 3/4 des peruanischen Im-/Export ab.
Dieser rosa Zettel ist ein deutsches Schiffszertifikat… ohne Tonnage!
Alle Fragen sind geklärt
Abbruch in Peru
Mooringfeld des Yacht Club Peruano in Callao
Die Mooringbojen haben hier Stromanschluss
Blick zurück auf Callao
Maila feiert Geburtstag
Jetzt bin ich schon neun Jahre alt!
Kartoffelomelett zum Frühstück!
Alle Planeten sind fertig gepuzzelt
Auf der Höhe von Peru (3) – Fischer und Nebel
Einmal rund ums Segelboot…
Fischer bei der Arbeit
Die „Guard-Zones“ des Radar schlagen gegebenenfalls Alarm
Der Skipper ist offensichtlich hellwach!
Das reicht für ein leckeres Abendessen…
Auf der Höhe von Peru (4) – Flaute und Delfine
So ein Morgen…
… verheißt nicht unbedingt Segelspaß.
Erstes zartes Windkräuseln.
… spritzen gerne mal rum.
Große Tümmler spritzen am Bug (Video mit ca. 7MB)
Auf der Höhe von Peru (5) – Unverhofftes Segeln und Öl
Wieder ein sehr ruhiger Morgen…
Blick aus der Navi-Ecke
Große Delfinschule auf der Durchreise
Bohrplattformen vor Talara

Bildernachtrag Chile (2)

Wir haben nun in die letzten Chile-Beiträge noch ein paar Bilder eingefügt. Für alle, die keine Lust haben, alle Beiträge (nochmal?!) einzeln aufzurufen hier die Übersicht…

Laaaaaaangweilig!?!?
Weiter nach Norden (3) – Parasailor und Motor
Isla San Felix voraus
Vielen Dank für die lieben Kommentare!!!
Vielen Dank für die lieben Kommentare!!!
Maila auf dem Pazifik
Abschied aus Valdivia
Ich genieße den Ausblick auf das Meer
Das kann Samuel fast den ganzen Tag machen…
Da bin ich vor der Isla Ronbinson Crusoe
Papa besucht mich auf meinem neuen Lieblingsplatz
Isla San Felix mit Vogelkacka
Samuel ist als erster reingesprungen
Eigentlich haben wir gar nicht rumgemault
Wir haben Spaß!
Islas Desventuradas
Brandungsrauschen in Sichtweite
Achteraus der Roca Catedral vor offenem Pazifik
Sonnenuntergang bei Isla San Felix
Roca Catedral de Peterborough
Geschenk der lokalen Fischer!
Fischplatte(n)… ein Filet ist noch in der Pfanne!
Sooooooo lecker!!!
Panorama Isla San Felix
Letzte Meilen in Chile (1) – Energieeffizienz und Glaskalmare
Der kommt dann doch lieber nicht auf den Teller…
Letzte Meilen in Chile (2) – Vögel und „Winnie“
Ein „Kleiner Flatterer“!