7 Curry Tour in Georgetown

19. März 2022

Gleich nach unserer Ankunft in Guyana geht es auch schon mit dem Programm los. Im Hotel ist das Zimmer natürlich noch nicht bereit, also werfen wir unser Gepäck nur schnell in der Lobby ab. Dort warten auch schon der „Singing Chef“ Eon und seine langjährige Managerin sowie recht frisch gebackene Ehefrau Jessica auf uns. Los geht es auf die 7 Curry Tour durch Georgetown.

Vorab nur kurz zur Begriffsklärung. Wir Deutsche mögen unter „Curry“ vor allem ein gelbes Pulver verstehen. Damit kann im linguistischen Herkunftsland Indien jedoch niemand etwas anfangen. Dort ist ein Curry einfach nur ein Eintopfgericht. Und da über 40% der Einwohner Guyanas indische Wurzeln haben, ist das hier nicht anders. Bevor wir uns jedoch den kulinarischen Höhepunkten des Tages hingeben können, stehen uns etwas Arbeit, Entdeckungen und viele neue Eindrücke bevor.

Zunächst einmal besorgen wir frisch gepflückte Teller. Natürlich rein pflanzlich. Schon nach kurzer Fahrt halten wir mitten in der Stadt an einem der vielen grünen Wassergräben, in denen Lotusblumen wachsen. Hmmm… geht besser. Gleich nebenan ist es besser. Kurz danach ist die Ausbeute großer Blätter reichlich. Damit müssen wir schon mal weder aus dem Topf noch vom Tisch essen.

Alle Teller sind im Körbchen

Vor dem nächsten Stopp weist Eon uns darauf hin, dass wir auf der Straße echt aufpassen müssen. Der Verkehr hier sei „herausfordernd“. Was für eine Untertreibung. Doch ich nehme gerne vorweg, dass uns nichts passiert. Wenigstens mussten wir nicht Hand-in-Hand als Zweierreihe gehen. ;-)

Auf dem Bourda-Markt kaufen wir etwas Obst und Gemüse ein. Die Auswahl und Eindrücke sind selbst für uns fast schon erfahrende Marktgänger Südamerikas beeindruckend. Hier laufen und sitzen echte Originale rum, die letztlich aber auch nur versuchen, in einem der ärmsten Länder des Kontinents über die Runden zu kommen.

Zwischendurch erfrischen wir uns mit einer Kokosnuss. Hier in Guyana gibt es ein Gebiet, in dem diese besonders süß sind. Ungläubige vermuteten eine Zuckerzugabe, die von unabhängigen Analysen jedoch widerlegt wurde. Und wirklich schmeckt das Kokoswasser fast wie ein Softdrink. Nur besser.

Zum Abschluss des Marktbesuchs schauen wir noch in der Medizinecke vorbei. In Guyana lautet die erste Regel: „Nicht krank werden!“. Dabei sollen die hier feilgebotenen Kräuter, Tees und Tinkturen helfen. Und wenn es dann doch mal passiert ist, gehen die meisten lieber hierher als zu einem Arzt. Es ist keine Schulmedizin, doch die Heiler haben ein umfassendes Wissen um die Wirkungen ihrer Angebote. Das gestehen auch unsere Gastgeber ein, die grundsätzlich mal nicht an Zauberei und Schamanismus glauben.

Neben Reis sind Puri eine beliebte Beilage zu Curry. Was liegt da näher, als sich direkt beim Erzeuger einzudecken. Mitten in einem Wohngebiet, in das ein Tourist auf eigene Faust wohl keinen Fuß setzen würde, halten wir bei Tonys Dhal Puri Shop. Einem kleinen Familienbetrieb, der täglich gut 1.500 Puris macht. In Handarbeit. Man nimmt eine Kugel Teig, füllt sie mit gemahlenen Erbsen und rollt sie – gerne mit einer Flasche – aus, bevor sie auf die heiße Platte kommt. Maila und Samuel sind herzlich eingeladen, selbst Hand anzulegen. Alle haben viel Spaß und die als Mittagssnack vorbereiteten, vegetarisch gefüllten Puri auf dem Tisch sind echt lecker. Dazu gibt es selbstgemachte Limonade aus der Tüte. Mjammm!!!

Jetzt endlich fahren wir in den „Secret Garden“ von Eon und Jessica. Ein kleiner grüner Fleck inmitten der wuseligen Stadt. Die Vorbesitzer boten an, den Garten vor der Übergabe von dem lästigen Bewuchs zu „säubern“. Was für ein Frevel. Eon konnte das zum Glück verhindern. Nicht nur der jahrzehntealte Mangobaum wäre ein echter Verlust gewesen. So haben die zwei sich hier nun ein kleines Refugium mit Hofküche eingerichtet. Die Schürzen liegen bereit, die Messer sind gewetzt, das Gemüse wartet auf Portionierung. Dieser Aufgabe widmen sich die Familienmitglieder mit unterschiedlichem Engagement. Gerade für unseren Tierflüsterer Samuel ist die Anhänglichkeit des süßen kleinen Hündchens eine willkommene Ablenkung.

So langsam erfahren wir auch den Hintergrund von Eon. In Guyana ist er kein Unbekannter. Einerseits in den USA und Europa gelernter Koch. Andererseits Musiker von Herzen. Sollte er in der Küche Gebäck machen, sang er dazu… natürlich davon, Gebäck zu machen. Er kennt aber auch die großen Bühnen bis hin zu Auftritten beim legendären Glastonbury Festival vor Tausenden von begeisterten Zuschauern. In den letzten Jahren hat er in Guyana zusammen mit Jessica die Fernsehsendung „The Singing Chef Show“ etabliert und bietet nebenbei unter anderem die 7 Curry Tour durch Georgetown an. Man merkt schnell, dass die zwei lieben, was sie tun!

Achtung: Ich habe eine Okra!

Doch zurück in den „Secret Garden“. Die Basis eines guten Curry ist die Masala-Paste. Hier natürlich selbst gemacht. Eine bunte Mischung, die wir in Deutschland wohl kaum jemals so bekommen, wird angeröstet und schließlich ganz rustikal mit einem Stein im Mörser zerstoßen. Der Chef ist begeistert von Mailas Einsatz und Ergebnis. Dann noch mit Zwiebeln, Kokosöl und einigem mehr vermischt. Fertig.

Vier der Currys sind schon vorbereitet, um den Rest kümmern wir uns nun selbst. Immer wieder erstaunlich wie einfach es letztlich ist, wenn man nur die richtigen Zutaten gut zu verarbeiten weiß. Das gilt ebenso für die frittierten vegetarischen Bällchen. Schnell gemixt, mit Spaß geformt und soooo lecker.

Zum natürlich authentisch aus den selbst gepflückten Lotus-Blättern genossenen Essen gibt Eon ein kleines Konzert. Er singt ausschließlich eigenes Liedgut.

Besonders der Song „Moskito Ninja“ spricht uns allen aus der Seele.

Quelle: https://www.facebook.com/singingchefgy

So geht ein schöner Tag viel zu schnell zu Ende. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge und ausgesprochen satt verabschieden wir uns von Eon und Jessica. Vielen Dank für ein tolles Erlebnis. Ein perfekter Auftakt für unsere kleine Guyana-Rundreise!

Thanks Jessica & Eon!