Maila auf dem Pazifik

30. Dezember 2020 – 11. Januar 2021

Wir hatten schon lange geplant, endlich wieder loszufahren. Herr Hellemann (unser Honorarkonsul) hat die letzten Einkäufe gebracht. Danach sind wir endlich los.

Abschied aus Valdivia

Erst sind wir den Fluss raus auf den Pazifik gefahren. Dort wurde es SEHR schaukelig. Die Wellen waren höher als gedacht und der Wind kam aus einer anderen Richtung. Ich habe mich draußen hingesetzt und rausgeguckt. Der erste Tag war ziemlich langweilig. Das Gute war, wir mussten keine Schule machen. Auch am zweiten Tag mussten wir keine Schule machen, weil Mama immer noch übel war. Ich war die meiste Zeit draußen und habe aufs Meer geguckt. Einmal fast drei Stunden lang! Da habe ich mir einen üblen Sonnenbrand geholt. Seitdem muss ich mich immer mit Sonnencreme einschmieren, was nervig ist. Und ich habe mir einen von Papis Hüten genommen.

Ich genieße den Ausblick auf das Meer

Der nächste Tag war auch wieder ziemlich langweilig. Unten hatten wir die Couch zu einem Bett verwandelt, damit jemand darauf schlafen konnte. Mama lag in der Ecke, ihr war immer noch nicht gut. Ich saß draußen. Samuel lag auch draußen und hat ein Hörbuch gehört… fast den ganzen Tag.

Das kann Samuel fast den ganzen Tag machen…

Endlich waren wir bei Isla Robinson Crusoe. Wir hatten uns eine schöne Stelle ausgesucht wo wir den Anker geworfen haben. Am Hauptort waren viele Häuser, die aussahen, als wären es Ferienhäuser. Links davon war ein Weg, der zu kleinen Plätzen führte. Überall waren hohe Berge, wo die Wolken sich vorbei schlängelten. Das sah schön aus. Am nächsten Tag haben Mama und Papa die großen Fender geputzt. Da sind viele kleine bunte Fische aufgetaucht. Einmal haben wir auch eine Robbe gesehen. Wir mussten hier aber auch wieder Schule machen. Das war doof. Nach fünf Tagen ging es wieder los.

Da bin ich vor der Isla Ronbinson Crusoe

Auf der nächsten Fahrt habe ich mich hinter das Steuerrad gesetzt, umgedreht und die Beine rausbaumeln lassen. Dabei habe ich dem Wasser zugeguckt. Kurz danach mussten wir auch wieder Schule machen. Zum Glück nicht soviel Schule wie sonst am Ankerplatz. Ich habe sonst meistens draußen gesessen hinter dem Steuerrad an meinem neuen Lieblingsplatz. Papa hat mich manchmal besucht. Abends habe ich dann auch oft meine Lieblingssendung auf dem Computer geguckt: „Grizzy und die Lemminge“. Das war sehr lustig.

Papa besucht mich auf meinem neuen Lieblingsplatz

Nach drei Tagen haben wir den Berg von der Isla San Ambrosio gesehen. Schließlich dann auch die Isla San Felix. Es gab in der Mitte der Insel eine glatte Fläche. Wir mussten den Berg erst umrunden. Dort haben wir gesehen, dass auf dem Berg viele Vögel nisteten. Das haben wir erkannt, weil die Berge ganz weiß waren. Das ist Vogelkacka. Mama hat Panik bekommen, weil sich an den Steinen die Wellen meterhoch gebrochen haben. Wir sind erst ein bisschen rumgefahren um den richtigen Ankerplatz zu finden. Es war ziemlich wellig auf dem Ankerplatz. Ich fand es aber trotzdem gemütlich.

Isla San Felix mit Vogelkacka

Am zweiten Tag hat Mama plötzlich gesagt, dass wir doch Baden gehen können. Also schnell Badesachen raus! Samuel ist einfach rein gesprungen und hat berichtet, dass das Wasser sehr salzig ist, aber ok wäre zum Baden drin.

Samuel ist als erster reingesprungen

Als erstes hat Mama sich auf die Leiter getraut. Dabei hat sie ein bisschen rumgemault. Dann hat sie schließlich rückwärts reingelegt ins Wasser. Samuel und ich haben gelacht! Dann war ich dran. Ich bin vorsichtig auf die Leiter gestiegen, es hat aber eine Weile gedauert, bis ich wirklich drin war. Ich habe vielleicht ein ganz kleines bisschen rumgemault.

Eigentlich haben wir gar nicht rumgemault
Wir haben Spaß!

Als wir länger drin waren, wurde es wärmer. Samuel hat sich an der Seite ans Boot gehängt. Ich und Mama sind an der Rettungsleine rumgeschwommen, die Papa rausgelassen hat. Wir sind hin und wieder rausgegangen um etwas zu trinken und uns etwas aufzuwärmen. Papi hat gestreikt und lieber telefoniert. Uns anderen hat es sehr viel Spaß gemacht!

Maila

Vielen Dank für die lieben Kommentare!!!

Ich weiß ja, dass am Ende der aktuellen Beträge immer der Hinweis steht, dass Kommentare momentan nicht gelesen und freigegeben werden können. Im Grunde ist das auch völlig korrekt. Über Satellitentelefon* können wir uns dafür nicht bei WordPress anmelden und auch unsere normalen Emails erreichen uns hier nicht auf direktem Wege. Aber wir haben ganz liebe Hilfe aus Berlin. Mein Vater prüft sporadisch unsere Emails auf wichtige Post und hat uns nun auch mal die ganzen WordPress-Nachrichten über Eure Kommentare weiter geleitet.

Zuallererst gaaaaaaaaanz vielen lieben Dank dafür.
Wir haben uns wirklich SEHR gefreut!

Und weil wir uns so freuen, haben wir (also meine Eltern und ich) nun zusammen für die notwendigen Freigaben gesorgt. Das wollen wir auch in Zukunft so machen. Hiermit sei also bestätigt, dass wir auch zukünftig Kommentare relativ(!) zeitnah lesen und freigeben können. Eines bleibt allerdings unverändert: Antworten können (und werden!) wir erst dann, wenn wir „richtiges“ Internet haben. Umso besser, je mehr dann zu tun ist ;-)

Vielen Dank für die lieben Kommentare!!!

* Die noch langsamere Alternative über Kurzwelle funktioniert momentan leider gar nicht. Ende letzten Jahres ist das Haus mit der Sailmail-Station in Chile abgebrannt. Menschen sind nicht zu Schaden gekommen, aber das Equipment ist hinüber. Bis zum Wiederaufbau ist dieser Kommunikationsweg in unserer Region also versperrt. Doch schon bald sind wir in besserer Reichweite für die Stationen in Panama

Weiter nach Norden (3) – Parasailor und Motor

Pazifik, 9./10. Januar 2021

Hätte-hätte-Fahrradkette anscheinend waren wir doch eine Nacht zu lange bei der Isla Robinson Crusoe. Der erwartete Vorteil schwächerer Wellen ist teuer erkauft. Die angekündigten Wolken bleiben zwar aus und wir genießen schönstes Sommersonnenwetter auf dem Pazifik. Sonnencreme ist Pflicht! Die Vorhersage wird jedoch auch immer schwachwindiger. Im Grunde sind 4 Bft. toller Segelwind. Es sei denn, er kommt genau von hinten. Da schlägt dann wieder die Magie des scheinbaren Windes zu. Für jeden Knoten Geschwindigkeit wird der Segelwind schwächer. Außerdem bringt es nichts, das Vorsegel zu setzen, da es in der Abdeckung des Großsegels nur mehr ein schlagender Lappen ist.

Doch wir haben da ja noch ein so richtig großes Vorsegel an Bord. Nach einer gefühlten Ewigkeit holen wir mal wieder unseren bunten 156qm-Parasailor raus. Für den sind beständige 4 Bft. eigentlich ideal. Wie geht das doch gleich nochmal? Man sollte die Handhabung schon etwas öfter üben. Zukünftig sollten wir mehr Gelegenheit dazu bekommen als auf den bisherigen Etappen unserer Reise.

Vom Entschluss zum gesetzten Segel vergeht etwa eine halbe Stunde. Und das große bunte Tuch zieht tatsächlich richtig gut. Herrlich, so muss das sein. Zumindest für ein paar Minuten. Kurz danach geht der Wind weiter runter auf 3 Bft. Immerhin schaffen wir bei 8-9kn wahrem Wind, also gut 5kn scheinbaren (Segel-)Wind noch gut 3kn Fahrt über Grund. Trotzdem ist es nach zwei Stunden schon wieder vorbei. Bei nur noch 2 Bft. geht der Parasilor runter und die eiserne Genua an. Es soll bis zu unserem nächsten Ziel dabei bleiben.

Wir fahren also also unter Motor weiter nach Norden. Um das als alter Europäer besser einordnen zu können, habe ich mir mal unsere aktuellen südlichen Breiten angeschaut und auf nördliche Breiten heimischer Gefilde umgesetzt.

  • Der Start in Valdivia (39°50S) ist auf der Nordhalbkugel vergleichbar mit dem Norden Mallorcas.
  • Erster Zwischenstopp Isla Robinson Crusoe (33°38S) liegt jenseits des Äquators auf dem gleichen Breitengrad wie das tunesische Urlaubsziel Djerba.
  • Der nächste Zwischenstopp Isla San Felix (26°17S) wäre im Norden dann schon etwas nördlich des ägyptischen Luxor bzw. 200km südlich der Kanarischen Inseln.
  • Der Zielhafen Puerto Lucia in Ecuador (02°13S) liegt dicht unter dem Äquator. Die kleine Reise von Norden kommend wäre das mitten in Uganda, gleich nördlich des Victoriasees.

Die zwei letzten Nächte teilen wir uns zur Abwechslung mal auf. Der noch müde Skipper verschläft den Abend und übernimmt gegen 2 Uhr von La Skipper. Viel zu tun ist tatsächlich nicht. Wir sehen nicht ein einziges AIS-Signal oder gar anderes Licht als das von Sonne, Mond und Sternen. Einsame Gegend hier knapp 500sm vor der chilenischen Küste.

Am frühen Nachmittag des dritten Tages ist es dann soweit: Land in Sicht! Voraus liegen die Islas Desventuradas, der voraussichtlich letzte Stopp vor Ecuador mal schauen, ob das klappt.

Isla San Felix voraus

Laaaaaaangweilig!?!?

Pazifik, 9. Januar 2021

Hmmm… interessiert das hier eigentlich irgendwen? Die letzten Tage und kommenden Wochen sind ja weitgehend von Bordalltag geprägt. Keine großen Abenteuer im ewigen Eis oder in Patagonien, keine Erkundung unbekannter Länder oder traumhafter Eilande, keine Begegnungen mit tollen Menschen oder störrischen Autoritäten. Ja, all das und noch mehr findet sich (zumindest ansatzweise) beim Stöbern in unserem Archiv. Doch aktuell geht es im Grunde nur um eine durchschnittliche Familie auf einem kleinen Boot auf einem großen Ozean. Und dazu gibt es zurzeit nicht einmal Bilder. Laaaaaaangweilig!?!?

Vielleicht, und doch hoffentlich nicht zu sehr. Auch diese Dinge gehört zu dem, was wir hier so treiben. Und das ist zugegebener Maßen etwas, was nicht jeder so treibt. Der Mensch vergisst ach so schnell und wir möchten uns erinnern. Ja, unsere zukünftigen Selbst sind Zielgruppe dieser Zeilen. Von denen sind wir ziemlich sicher, dass sie das interessiert. Familie und Freunde sind Zielgruppe dieser Zeilen. Von denen können wir begründet vermuten, dass sie das interessiert. Jeder interessierte Leser ist Zielgruppe dieser Zeilen. Doch hier bleiben ohne Feedback alleine die Fragezeichen.

Unabhängig davon, wer unseren Blog liest, hegen wir die (bisher zum Glück selten enttäuschte) Hoffnung einer positiven Grundeinstellung uns und unserer Reise gegenüber. Wir versuchen hier möglichst authentisch zu berichten. Unvergessliche Erlebnisse, aber kein Abenteuerroman. Tolle Fotos, aber kein Hochglanzreiseprospekt. Positive Erfahrungen, aber keine Schönfärberei. Auch die schlechten Tage nicht verdrängen, auch den Alltag nicht vergessen, auch den kleinen Dingen ihren Raum geben, auch abseitige Gedanken nicht unterdrücken.

Keine Ahnung, ob wir diesem, unserem Anspruch gerecht werden. Doch wir versuchen es immer wieder und versuchen es immer weiter. Wir freuen uns über jede Begleitung auf dem Weg und haben natürlich auch kein Problem damit, wenn subjektiv Langweiliges kaum mehr als überflogen wird so machen wir das selbst ja auch ;-)

In diesem Sinne von Herzen Dank, dass ihr bei uns seid!

Weiter nach Norden (2) – Segelalltag

Pazifik, 8. Januar 2021

Ja, die kleine Gelbschwanzmakrele war echt lecker. Ich hätte zugegebener Maßen von selbst darauf kommen können. Schließlich suchte ich in unserer super-praktischen Offline-Wikipedia (Stichwort Kiwix) ja unter anderem auch nach Makrelen. Aber gut, wenn man seinen heimischen Fischexperten befragen kann.

So schön wir in die letzte Nacht hinein segeln können, so weniger schön lässt dann auch schon bald der Wind nach. Wir müssen also leider mal wieder den Motor zu Hilfe nehmen. Wenigstens nicht gegenan. Die kleinen Glaskalmare scheint das jedoch nicht zu stören. Derer gleich vier finden wir auf dem morgendlichen Deck. Fliegende Fische haben wir auf dem Pazifik dagegen noch nicht gesichtet.

Schule muss sein!

Auch sonst machen wir mal einen Tag Fischpause. Der Skipper improvisiert dafür einen würzigen Shepherds Pie auf den Tisch. Und wenn der Ofen schon mal aufgeheizt ist, kann man ja gleich noch einen Apfelkuchen und eine Zitronentarte hinterher schieben die gehen an Bord immer gut weg.

Kuchen geht immer gut weg

So fahren wir nach einem sonnigen Tag weiter unter Motor in die zweite Nacht. Während der Skipper sich noch eine abendliche Mütze Schlaf gönnt, nimmt der Wind endlich wieder zu. Halb zwei geht das Groß hoch, der Bullenstander ist gesetzt, endlich Ruhe an Bord und wir treffen sogar fast unseren Kurs. Gut die halbe Strecke zu den Islas Desventuradas ist geschafft morgen Nachmittag sollten wir ankommen.

Dieses Bild hat ein leeres alt-Attribut; sein Dateiname ist 210107-sonnenuntergang.jpg.