17.-19. August 2022
Nun ist es also soweit. Der Morgen vor unserem letzten Abschnitt. Er empfängt uns diesig-grau. Gespenstisch erhebt sich die Sonne. Irgendwie passend. Nun gut, hilft ja alles nichts. Kurz nach neun Uhr geht der Anker auf. Wenig später fahren wir nach über drei Jahren wieder unter der Fehmarnsundbrücke durch. Dieses Mal in östliche Richtung. Das Abenteuer liegt nicht mehr voraus, sondern hinter uns. Spannend und anstrengend wird es trotzdem bald sein. Nicht heute. Kein Wind. Motorfahrt. Auch irgendwie passend.



Zumindest klart es recht zügig auf. Ein paar Stunden später kommt Kühlungsborn in Sicht. Unser Heimathafen. Die Strand ist brechend voll. War das früher auch schon so? Wir passieren die Seebrücke. Präsentieren stolz unsere Flaggenparade. Über dem Vordeck wehen alle Gastlandflaggen der von uns besuchten Länder und Regionen.


Irgendwie ist das alles hier vertraut und doch wieder fremd. Die Hafeneinfahrt kam uns früher irgendwie enger vor. Auch der Platz zwischen den Stegen erscheint uns erstaunlich großzügig bemessen. Perspektivenwechsel.
Wir werden schon erwartet. Am Kopfsteg stehen freudig winkend die Großeltern. Kleine, von irgendeinem Silvester übrig gebliebene Handfeuer kämpfen tapfer gegen das Tageslicht. Wir selbst verzichten auf das beim Zieleinlauf von Ozeanrennen oft praktizierte Ritual. Ein letztes Mal gehen die Leinen über und schon ist sie vorbei… unsere kleine Rundreise. Wie die Zeit doch fliegt. Große Freude und Dankbarkeit, dass wir uns alle nach drei Jahren gesund und munter wieder in die Arme schließen können. Augen werden verwundert gerieben ob der kaum wieder zu erkennenden Enkel. WhatsApp-Video ist das eine. Live und in Farbe etwas anderes.

Viel Zeit für die Willkommensfeier bleibt leider nicht. Gleich heute Abend fährt La Skipper runter nach Berlin. Morgen früh hat sie ein Termin in ihrem neuen Krankenhaus. Ist schon verständlich, dass ihr zukünftiger Chefarzt den Neuzugang gerne selbst begrüßt, bevor er erst einmal in den Urlaub fährt. Der Rest der Crew verbringt den Abend in der Ferienwohnung meiner Eltern. Ausklang natürlich an Bord unserer Samai.


Der nächste Tag lässt keine Zeit für Müßiggang. Die Kinder verabschieden sich gleich nach dem Frühstück zu den Großeltern und der Skipper fängt an zu räumen. Wir haben drei Jahre praktisch ausschließlich an Bord gelebt. Als Familie mit zwei Kindern. Da sammelt sich einiges an. Zumal wir ja für jedes Klima ausgerüstet sein mussten. Ich zerre alle Taschen raus, räume die Schränke aus. Die Schulsachen haben auch unerwartet viel Platz eingenommen. Unter Deck wächst das Chaos. Im Cockpit sammelt es sich. Ich packe so viele Zeug zusammen, wie mutmaßlich in den Sharan passt. Natürlich wird es mehr. Natürlich quetsche ich trotzdem alles in den Wagen. Das jahrelange Tetris-Training meiner späten Schul- und frühen Studienzeit trägt Früchte… remember „Gameboy“?! ;-)


Am Freitag ist es soweit. Die Schotten sind dicht, die Leinen noch einmal kontrolliert. Ein letztes Klopfen an den Bugspriet. Dann kehren wir unserer Samai den Rücken. Nicht für eine Rundreise, nach der wir wieder zurück an Bord kommen. Wir ziehen aus. Bis auf Weiteres. Mindestens für eine sehr, sehr lange Zeit. Ja natürlich kommen wir zurück. Schließlich werden wir das Boot nicht verkaufen. Das würden wir nicht übers Herz bringen! Trotzdem kommen wir ab jetzt nur mehr zu Besuch. So fühlt es sich an. Ein komisches Gefühl. Zu Hause…

